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Mctallfällungen.
wieder blank und glanzend. Nur einige rauhe und zerfressene Stel
len deuten die Puncte an, von welchen der Angriff vorzüglich aus-
gieng. Die übrige Oberfläche des Stäbchens ist fast noch blanker
und glänzender als vor dem Angriff und hat nach Wetzlar eine
eigene, nicht näher untersuchte, Veränderung erlitten, indem sich die
dem Eisen eigenthümliche graue Farbe in eine mehr silberweiße
verwandelte. Die Flüssigkeit ist nunmehr etwas gelblich und enthält
noch einen bedeutenden Ueberschuß von Salpetersäure %
Ich selbst habe, bei einem gewissen Verhältnisse von Salpeter
säure, den angegebnen Wechsel zwischen Fällung und Wiederauflö
sung des Silbers nicht blos einmal, sondern 4 bis 6 mal hinter einan
der erfolgen sehen, und ein eben so oftmaliges damit coin-
cidirendes Umspringen des Eisens aus dem Positiven
ins Negative beobachtet, wenn der Multiplicator
dabei angewandt ward.
Die Modification, welche das Eisen beim Eintauchen in die
conc. salpeters. Silberauflösung erfährt, ist von sehr merkwürdiger
Art. Das Eisen bleibt dabei durchaus blank, und abgerechnet die
geringe Veränderung in der Weiße, die Wetzlar daran beobachtet
hat, die ich selbst jedoch nicht deutlich wiedergefunden habe, bemerkt
man mit dem Auge an dem aus der Auflösung herausgezogenen
Stäbchen keinen Unterschied von gewöhnlichem blanken Eisen. Dessen
ungeachtet giebt sich das Statthaben der Modification seiner Ober
fläche noch durch viele andere Erscheinungen zu erkennen, die sämmt
lich auf die größere Elektronegativität, die es dadurch erlangt hat,
Bezug haben.
In der That, wenn einmal ein Eisenstäbchen in der mit Sal
petersäure versetzten Auflösung negativ geworden, gleichviel, ob
alsbald beim Hineinlegen, oder erst nach einem erlittenen
* Die richtige Erklärung dieser Erscheinung durfte folgende seyn, und wenn
ich Wetzlar recht verstehe, so ist cs auch die, die er selbst giebt; wobei beson-
dcrs ein andcrwcitcr Versuch desselben berücksichtigt werden mm;, zufolge dessen
cine conc. Auflösung des salpeters. Silbers, blos mit 1 Vol. reiner Salpetersäure
versetzt, ein hineingelegtes Eisenstäbchc» nngcäudert läßt, zum Zeichen, daß dieses
darin die Modification angenommen, vermöge deren cs negativer als Silber ge-
worden, den» während ersteres nicht von einer solchen Auflösung angegriffen wird,
vermag dagegen letzteres davon aufgelöst zu werden. Setzt man zur genannten
Auflösung noch mehr Salpetersäure, so wird vermöge dieses elcktroncgativen Zu
satzes die Positivität des Eisens so gesteigert, oder seine negative Modification so
weit aufgehoben, daß es nicht nur von der Salpetersäure angegriffen wird, son
dern zugleich das Silber aus seiner Auflösung zu fällen und cs in gefälltem Zu
stande zu erhalten vermag, ungeachtet die freie Salpetersäure stets die Neigung
äußern muß, dasselbe aufzulösen. Hat nun aber vermöge der Auflösung des
Eisens die Quantität der Salpetersäure abgenommen, so wird dadurch die Positi
vität des Eisens so geschwächt, daß cs nun nicht nur nicht weiter von der Salpeter
säure angegriffen wird, sondern auch deren Angriff auf das Silber nicht mehr
hindern kann, das fetzt positiver gegen die Auflösung als das Eisen wird und
daher das schon aufgelöste Eisen sogar wieder aus seiner Auflösung fallt.
Biot's Experimental-Physik. HI. 27