Metallfällungen. 421
von Wasser und Metallauflösung in letzterer selbst, reducirt sich das
Zinn * ** ♦
Oesters reicht es schon hin, daß die verschiedenen Schichten
einer Metallauflösung nur eine verschiedne Concentration haben, oder
in verschiednem Grade mit Metall gesättigt sind, damit ein hinein
gesteckter Stab von gleichnamigem Metall Reduction bewirke, und
ganz besonders zeichnet sich in dieser Hinsicht die salzs. Zinnauflösung
aus. Wenn man z. B. Zinn mit Salzsäure in einem hohen Kol
ben oder gewöhnlichen Medicinglase kocht, so bilden die Salzsäure
und das Wasser, welche dabei verdampfen, sich aber an den obern
Wänden des Glases wieder verdichten und herabstießen, eine kleine
Schicht minder zinnhaltiger und leichterer Flüssigkeit über der zinn-
reicheren schwerern. Diese geringe Differenz ist hinreichend, den
Prozeß einzuleiten; ja ich habe sehr deutliche Fällung in federarti
gen Krystallen erfolgen sehen, als die Auflösung in bloßer Kälte
vorgenommen wurde, wahrscheinlich weil sich die concentrirtern Schich
ten immer senken.
Die Erklärung der Metallfällungen durch gleichnamiges Metall,
welche unter den angegebenen Umständen erfolgen, läßt sich auf die
Fällung durch eine einfache Kette zurückführen, wenn man erwägt,
daß das Metall, welches durch die beiden übereinandergeschichteten
Auflösungen hindurchgesteckt wird, gegen die eine Flüssigkeit positiver
oder negativer als gegen die andere wird, so daß es sich in zwei
elektrisch differente Hälften theilt, welche die Bedingungen der ein
fachen Kette erfüllen In der That sehen wir auch, wie der
Ansatz des gefällten Metalls an dem Theile des reducirenden erfolgt,
welcher in die positivere (minder saure) beider Flüssigkeiten taucht,
mithin selbst sich als die negativere Hälfte verhält.
Fällung durch andere Körper als Metalle. Die Fäl
lung der Metalle aus ihren Auflösungen kann nicht allein durch
andere Metalle geschehen, sondern alle Körper von stark desoxydiren-
den Eigenschaften eignen sich dazu, insofern sie nicht etwa zugleich
neue Verbindungen mit den Metallen eingehen (wie die Schwefel
leberlösung). Namentlich können die negativen oder sogenannten
edlen Metalle durch eine sehr große Menge Körper aus ihren Auf
lösungen niedergeschlagen werden, so durch Phosphor, durch Wasser
stoff oder wasserstoffreiche vegetabilische Körper, als Aether, Alkohol
* Ritter (Gehlen n. a. I. IV. 263) hat über diese Uinkchrimgen viele
interessante Versuche angestellt.
** Allerdings könnte der Fall eintreten, daß das Metall gegen beide Flüs
sigkeiten positiv wird, nur in verschiedenen Graden (wo es gegen beide negativ
wird, kann unstreitig keine Reduction erfolgen). Allein auch daun würde Fällung
erfolgen können, indem das relativ positiver gewordene daun nothwendig stärker
als das andere und als das i» der Auflösung bcfiitdlichc Metall selbst die »ega-
tivcrn Bestandtheile der Flüssigkeit anziehen würde.