Full text: Lehrbuch des Galvanismus und der Elektrochemie (Dritter Band)

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Elektrochemische Disferenz 
sonst unstreitig eine gleichförmigere Verbreitung angenommen haben 
würde; auch habe ich mich direct an Zink, der frisch aus Goslar- 
schem Zink destillirt war, überzeugt, daß die Erscheinung ebenfalls 
darauf erfolge. Am wahrscheinlichsten möchte ich es daher halten, 
daß es eingestreuter Kohlenstoff ist, welcher die angegebenen Erschei 
nungen bedingt, da in der That Zink und Eisen solchen vorzugsweis 
enthalten, und da seine große Elektronegativität der Erklärung sehr 
günstig ist 
Einige andere Beobachtungen über diese Erscheinungen wird man 
in der Anmerkung beigefügt finden 
Es ließ sich nach einigen neuern Erfahrungen die Vermuthung 
ausstellen, die Reactionen des Zinks und Eisens rührten daher, daß 
sie auf eine eigenthümliche Weise die Elemente des Wassers und der 
Luft zur Bildung von Ammoniack und Salpetersäure disponirten. 
Indeß, wenn auch ein Versuch, zufolge dessen eine mit feuchtem 
Lackmuspapier belegte und sofort unter Q-uecksilber getauchte, Eisen 
platte hierin ihre Reactionen wie gewöhnlich äußerte, nichts dagegen 
beweisen sollte, weil mit dem Papier selbst Lust und Wasser genug 
unter das Quecksilber geführt werden möchte, so wird doch diese 
Vermuthung einfach dadurch widerlegt, daß die elektrischen Reactio 
nen nicht durch Erhitzung verschwinden, welche schon früher gemachte 
Erfahrung ich bestätigt gesunden habe. 
* In der That blieb auch bei Auflösung jenes dcsiillirtcn Zinks in Salz 
säure noch ein schwarzes Pulver zurück, so daß sonach Kohlcnthcilchen bei der 
Destillation mit übcrgcrisscn werden müssen. — Ich muß bei alledem bemerken, 
daß ich vergebens versucht habe, durch Einrühren von Kohlcnpulvcr in schmelzen 
des Zinn oder Blei eine Mischung hervorzubringen, welche dieselben Erscheinungen 
dargeboten hätte, als Zink. 
Ich glaube öfters die Entwickelung der rothen Flecke in der Lackmustinktur 
auf dem Zink von schon vorher bei genauer Aufmerksamkeit oder unter der Lupe 
sichtbaren schwarzen Puncten der Oberfläche bemerkt zu haben. Doch möchte ich 
bei der Leichtigkeit der Täuschung dies nicht eher sicher behaupten, als bis Andere 
diese Beobachtung bestätigt finden. 
** Ich beobachtete konstant, wenn ich Papier, mit Lackmustinktur getränkt, 
die mit Kochsalz gesättigt war, auf Zinn applicirte, daß darauf einzelne roth- 
gelbe Flecken entstanden, doch viel langsamer und vereinzelter, als auf Zink, 
Flecken, welche nicht entstanden, wenn reine Lackmustinktur angewandt wurde. 
Auf Blei konnte ich unter gleichen Umständen keine solchen Flecke erhalten; Spu 
ren davon schienen sich cinigcmale auf Kupfer zu zeigen. Auf Z i n k hingegen 
entwickelten sich unter diesen Umständen die rothe» Flecke viel langsamer und min 
der intensiv, als wenn das Papier mit reiner Lackmustinktur befeuchtet war, er 
hielten aber eine bei Weitem beträchtlichere Ausdehnung. Wurde Lackmustinktur, 
mit Kochsalz verseht, auf das Zink gegossen, so entstand auch in sehr langer Zeit 
keine Spur von rothen Flecken darauf, die sich doch bei reiner Lackmustinktur 
sehr bald entwickelten. Auf Eisen entstanden zwar in diesem Fall die gewöhnli 
chen Flecken, aber nicht in der Mitte, sondern nur vom Umfang herein. Wurde 
durch etwas Säure gcröthete Lackmustinktur auf Zink gegossen, so entstand An 
fangs keine Reaction in der Mitte (wiewohl sich solche auch hier bald entwickelt, 
wenn inan die geröthete Tinktur in Papier applicirt), sondern die Schicht fieng 
an, sich am ganzen Umfange zu bläuen, welche Bläuung nur allmälig bis zur 
Mitte fortschritt u. s. w.
	        
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