Full text: Lehrbuch des Galvanismus und der Elektrochemie (Dritter Band)

432 Elektrochemische Bewegungen von Flüssigkeiten. 
trachtenden Phänomene wahrnahmen, so gebührt doch Erman* * 
das Verdienst, unabhängig hievon dieselbe zuerst ins Detail verfolgt 
zuhaben, was nach ihm auch von Herschel, Pfaff, Schweig- 
g er u. a. geschehen ist **. 
Diese Erscheinungen, die zum Theil höchst merkwürdiger Natur 
sind, sind noch keineswegs hinlänglich ihrem Wesen nach erkannt, 
auch werden wir uns meist mit blos thatsächlicher Darstellung der 
selben begnügen müssen. Von manchen werden sie für elektrodynami 
scher Natur gehalten, d. h. unter die Classe von Erscheinungen 
gebracht, wo Leiter, die vom Strom durchlaufen werden, sich je 
nach der Richtung der Strömung anziehen oder abstoßen (vergl. 
S. 87). 
Vieles scheint in der That dafür zu sprechen, daß diese Wir 
kungen hiebei ins Spiel kommen; allein einerseits hat noch keine 
allgemein genügende Zurückführung derselben darauf Statt gefunden, 
andrerseits werden diese Erscheinungen jedenfalls durch chemische Vor 
gänge, die dabei Statt finden, complicirt. 
Die allgemeinen Bedingungen, unter welchen sich die zu erör 
ternden Bewegungen zeigen, sind folgende: 
Reines Quecksilber*** in passenden Gefäßen (Uhrgläsern, 
Schalen von Porzellan rc.) wird mit einer sauren, alkalischen oder 
salzigen Flüssigkeit übergössen, darauf die Drähte einer (am besten 
großplattigen) Säule hiemit auf eine der folgenden Arten in Bezie 
hung gesetzt. Entweder man taucht beide Drähte blos m die Flüssig 
keit, ohne daß sie mit dem Quecksilber selbst in Berührung kom 
men -s, wo dann begreiflich das Quecksilber als Zwischenplatte 
viele» Stucken sich widersprechenden Ori'ginalabhandlungen in dieser Hinsicht zu 
vergleichen, auf die ich jedoch, wo nähere Belehrung oder Autorität nöthig ist, 
überall verwiesen habe. 
* Ich übergehe in Folgendem seine Versuche mit der Adhäsionsplatte, da sie 
die Erscheinung unter einer zu verwickelten Form darstellen. 
** Pfaff bediente sich zu den meisten seiner Versuche keiner starker» Säule, 
als von 24 Plattenpaarcn Kupfer und Zink, die nur 2 par. Zoll Durchmesser 
hatten und mit Kochsalzlaugc getränkter Pappscheiben, und sic reicht nach ihm auch 
vollkommen hin, iiin die meisten der Erfolge augenscheinlich darzustellen; blos 
einige, die mit schwächer» Säulen unbestimmt ausfallen, treten nach ihm bei stär 
ker» Säulen (bis 120 Plattenpaarcn mit Salmiackaufl.) deutlicher hervor; die 
meisten lassen sich schon mit sehr kleine» Säulen, z. B. von 10 halbzölligcn Plat 
ten beobachten. Nach Schweig ger ist es jedoch vorthcilhaftcr, um constante 
Wirkungen zu erhalten, sich großplattigcr Apparate zu bedienen. (Vgl. Schwcigg. 
I. XLV1II. 200. 330.) 
*** Die Reinheit des Quecksilbers ist eine wesentliche Bedingung, wenn man 
nicht statt der nachfolgenden Resultate anomale Erscheinungen erhallen will. Ucbri- 
gens hat Herschel ähnliche Bewegungen als am Quecksilber, auch in dem leicht 
flüssigen Gemisch von Blei, Zinn und Wismuth unter einer, mit Phosphorsäure 
angesäuerten, kochenden Auflösung von Kupfer erhalten. 
f Dies kann wieder auf mehrfache, von den Beobachtern i» der That ver 
schiedentlich angewandte, Weise geschehen, wovon die gewöhnlichste die ist, daß 
man die Drähte zwei diametral entgegengesetzten Stellen der Quccksilbcrmassc
	        
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