Full text: Lehrbuch des Galvanismus und der Elektrochemie (Dritter Band)

434 Elektrochemische Bewegungen von Flüssigkeiten. 
Gesetzt, die Flüssigkeit sey eine Auftösung von Kali oder koh 
lensaurem Kali^, so tritt in dem Augenblick, wo der Kreis 
auf die oben genannte Weise geschlossen wird, eine auffallende 
Abplattung, eine Ausbreitung des Quecksilbers ein, dessen 
Durchmesser bei ftarkern Säulen sich fast um l vergrößert, und 
dessen Höhe in demselben Verhältnisse abnimmt; und mit dieser Ab 
plattung, wobei das Quecksilber seinen Glanz unverändert behält, 
der, wenn er etwas getrübt war, vielmehr nun wieder hergestellt 
wird, tritt zugleich ein lebhafter Strom in der Flüssigkeit von dem 
positiven nach dem negativen oder dem im Quecksilber befindlichen 
Draht (positiver Strom, wie wir ihn in der Folge nennen wol 
len) ein der in gerader Richtung über das Quecksilber weggeht 
und auf beiden Seiten in einer gekrümmten Richtung, der Krüm 
mung des Uhrglases gemäß, zurückkehrt und in gewisser Hinsicht 
einen doppelten Strudel darstellt. Diese Applattung war in einzel 
nen Fällen, besonders bei Anwendung stärkerer Säulen, mit einer 
Art von Wälzung oder Rotation der Quecksilberhalbkugel wie um 
einen Mittelpunct verbunden, wobei der Rand des Quecksilbers gleich 
sam undulirte und sich faltete (Pfaff)* ** *** ^. Wird der Draht wie 
* In Ammoniackflüssigkeit, Baryt- und Stron ti anwasser, 
und den alkalischen Salzauflösungen z. B. von Glaubersalz, Salpeter, 
salzs. Kali, Kochsalz, Salmiack, salzs. Kalk, verhalten sich die Erscheinungen im 
Allgemeinen wie in den hier beschriebenen Fällen, mit einigen, anmcrkungsweisc 
beizufügenden, Modificationcn; dagegen in Sauren ein in vieler Hinsicht entgegen 
gesetztes, nachher besonders zu bctrachrcndcs, Verhalten des Quecksilbers beobachtet 
wird. Wasser verhält sich im Wesentlichen wie alkalische Laugen, nur viel 
schwächer. 
** In Salmiackflüssigkcit ist hicmit eine unruhige wellenförmig rotircnde Be 
wegung des Quecksilbers, so lange dasselbe vom negativen Drahte berührt wird, 
verbunden. — In einer Auflösung des salzs. Kalks tritt durch die Berührung des 
Quecksilbers mit dem negativen Drahte keine Strömung ein (Pfaff). 
*** Vcrgl. hicmit Erma n in Gilb. XXXII. 283. — Herschel in 
Schweigg. XLIV. 191. — Schwciggcr in Schwcigg. I. XLV1II. 325. — 
Die Strömungen scheinen, wo sie über dem Quecksilber beobachtet werden, blos 
von Bewegung des Quecksilbers selbst abzuhängen, so daß die Thcilchcn der übcr- 
liegcnden Flüssigkeit nur mit fortgerissen werden, wie dies in der That die Mei 
nung Hcrschel's und Nobili's (Schwcigg. I. XI.1V. 179; L1V. 47. 52) 
ist (vcrgl. auch Er in an in Gilb. XXXII. 280). Pfaff und Schwcigg er 
(Schweigg. I. XI.VIII. 244; UV. 68) sind zwar der entgegengesetzten Meinung, 
doch stützen sie sich hiebei hauptsächlich nur auf Strömungen, die sie unter gewissen 
Umständen auch neben dem Quecksilber in der Flüssigkeit deutlich wahrnahmen 
(Schwcigg. I. UV. 66). Auch giebt Pfaff selbst an, daß die Strömungen in 
der Flüssigkeit über dem Quecksilber nicht erfolgen, wenn sich das Quecksilber einige 
Linien tief unter seiner Fläche befindet. Ich selbst möchte folgende Ansicht für die 
wahrscheinlichste halten. Unstreitig gerathen nur die Theile in selbstständige Strö- 
mung, die vom el. Strom durchlaufen werden. Da nun dieser stets den bessern 
Leitern folgt, so möchte wohl die Flüssigkeit über dem Quecksilber nur in sehr 
schwachem Grade davon durchlaufen werden, mithin hier in der That die Drehung 
vom Quecksilber abhängen; dagegen im Zwischenraum zwischen Polardraht und 
Quecksilber und dem Umkreis des Quecksilbers, welcher dem Polardraht zunächst 
liegt, uothwendig der cl. Strom die Flüssigkeit durchlaufen muß, daher hier in
	        
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