Full text: Lehrbuch des Galvanismus und der Elektrochemie (Dritter Band)

438 Elektrochemische Bewegungen von Flüssigkeiten. 
natürlichen Krümmung dcS Quecksilbers den negativen Draht außer 
Berührung mit dem Q-uecksilber in die Lauge zurückbringt, den po 
sitiven dagegen mit dem Quecksilber in Berührung läßt, so überzieht 
sich daS Q-uecksilber nun augenblicklich mit einer Oxydhaut, sein 
Glanz verliert sich, es wird zähe, steif, so daß man es hin und her 
ziehen, und ihm jede Gestalt geben kann; dabei breitet es sich all- 
malig in einen größer« Raum aus, wird platt, doch nicht plötzlich 
und mit einem Rucke, wie bei den vorigen Versuchen, sondern gleich 
sam nur allmälig, durch die Wirkung der Adhäsion der Lauge auf 
die sich bildende Oxydhaut. An und für sich, und abgesehen von 
der durch die Oxydation bewirkten mehr stufenweise vor sich gehenden 
Ausbreitung hat der positive Draht vielmehr nur contrahirende Wir 
kung auf das Quecksilber, das offenbar im ersten Augenblicke der 
Berührung durch denselben, während der negative Draht in die Lauge 
eingetaucht ist, nur größere Convexität annimmt, worauf dann aber, 
so wie die Oxydhaut sich bildet, die Ausbreitung und Abplattung als 
secundäre Wirkung eintritt 
Nach Pfa ff war während der Berührung des Quecksilbers mit 
dem positiven Draht keine Spur von Strömungen zu bemerken; nach 
Herschel (Schweigg. Z. XL1V. 191) finden sie jedoch unter der 
Oxydkruste Statt und werden eben so sichtbar als die vorhin be 
schriebenen positiven, wenn man ihre Bildung durch Hinzufügung 
einiger Tropfen schwacher Salpetersäure hindert. 
Wird der positive Draht nunmehr wieder außer Berührung mit 
dem Quecksilber gebracht, der Kreis bleibt aber in der Lauge geschlos 
sen, so bcharrt das Quecksilber in jener halbzähen Beschaffenheit und 
Ausbreitung mit seiner Oxydschicht bedeckt, und außer der bekannten 
Gasentwickelung an den Drahten ist nichts zu bemerken. So wie 
aber darauf der negative Draht mit dem Quecksilber in Berührung 
gebracht wird, zieht sich das Quecksilber mehr oder weniger schnell 
wieder zusammen, in dem Verhältnisse, in welchem die Oxydhaut 
verschwindet, erhält wieder seine runde Form, wie es seine natür 
liche Cohäsion mit sich bringt und seinen alten Glanz, und in dem 
selben Augenblicke tritt dann, wie in einem Nu, die Ausbreitung 
und Abplattung, die von dem negativen Drahte abhängt, ein, der 
lebhafte positive Strom beginnt, welcher den letzten Nest des schwar- 
* Das Phänomen der Orydatio» modificirt sich nach der Stärke der Säule. 
Bei Anwendung einer Säule von 24 Paaren spielte die Orydschicht mit den schön- 
ße» Regenbogenfarben, besonders ;:dt einer schönen tombackbrauncn und blauen 
Farbe, das Quecksilber orydirte sich nur aus den ersten Grad; aber schon bei 
Anwendung einer Säule von 50 Plattcnpaarcn war die Schicht gelb; cs bildete 
sich statt des Oxyduls sogleich Oxyd; noch auffallender geschah dies durch eine 
Säule von 120 Paaren. Diese Oxydschicht bildete sich besonders schnell und stark 
an der Seite des Quecksilbers, die dem negativen Drahte am nächste» gegenüber 
fulnj>; auch war bei Anwendung der stärker» Säulen die Erstarrung und das Zah- 
werden des Quecksilbers beinahe das Werk eines Augenblicks.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.