Full text: Lehrbuch des Galvanismus und der Elektrochemie (Dritter Band)

Elektrochemische Bewegungen von Flüssigkeiten. 447 
jeder Zelle die Poldrahte einer besondern Säule gleichzeitig wirken 
laßt, wie sich Herschel * ** überzeugt hat. 
In allem Bisherigen wurden die am Quecksilber beobachteten 
Erscheinungen durch einen darauf einwirkenden Volta'schen Apparat 
hervorgebracht. Jedoch auch dadurch, daß man das Quecksilber selbst 
mit andern Metallen zu einer einfachen Kette combinirt, lassen sich 
sehr bemerkenswerthe Wirkungen hervorbringen, deren Verwandtschaft 
mir den vorigen durch das Folgende von selbst erhellen wird. 
Man bringe einen Tropfen Quecksilber in ein Bad von Schwe 
felsaure, und berühre ihn am Rande mit der Spitze eines Eisen- 
drahtes; bei dieser Berührung zieht sich der Tropfen sichtlich zusam- 
itien. So wie diese Contraction eingetreten ist, ziehe man die Spitze 
des Eisendrahts etwas zurück von dein Tropfen; jetzt dehnt sich der 
selbe wieder aus und nimmt seine natürliche Gestalt wieder an. 
Bei dieser Bewegung aber trifft er wieder an die Eisenspitze und 
zieht sich neuerdings zusammen um sich hierauf wiederum auszu 
dehnen; und eine solche, aus regelmäßig wechselnder Zusammenzle- 
hung und Ausdehnung zusammengesetzte, Bewegung setzt sich ohne 
eine Unterbrechung fort, so lange die galvanische Thätigkeit der drei 
Elemente, Quecksilber, Eisen und Säure dauert. Diese Art 
von Zuckungen erhält man nur bei Anwendung des Eisens oder 
anderer elektropositiver Metalle. Berührung mir Gold oder Platin 
bringt keine Wirkung hervor^. (Nobili). 
Die nachfolgenden Erscheinungen sind von Runge beobachtet 
worden. 
Uebergicßt man reines Quecksilber mir einer gesättigten Koch 
salzlösung, etwa eine halbe Linie hoch, und bringt ein wenig Kupfer 
vitriol, gleichviel, einen kleinen Krystall oder ein Bruchstück eines 
größeren, mir der Vorsicht auf die Salzlösung, daß er auf ihr 
schwimmend bleibt, so verliert das Quecksilber nach einiger Zeit sei 
nen Glanz und überzieht sich allmälig mit einer Haut, die muth- 
maßlich aus Chlorkupfec im Min. und Chlorquecksilber im Min. 
besteht. Weiteres findet iin Wesentlichen nicht Statt. Berührt man 
nun aber das Quecksilber, durch die Flüssigkeit hindurch, mit einem 
Stück blanken Eisen, so ändert sich die Scene. Die Haut, die das 
Quecksilber bedeckt, spaltet sich, und wird schnell vom Quecksilber absor- 
birt. Es stellen sich wirbelförmige Strömungen ein, die vom schwim 
menden Krystall ausgehen, sich an der Quecksilberfiäche brechen und 
wieder nach Außen hin, sich umbeugend, in die Höhe steigen. Dabei 
nimmt der Krystall an Größe ab und verschwindet endlich ganz. Mit 
seinem Verschwinden hört auch die Strömung auf. Dieselben Er 
scheinungen, verbunden mit einer Anziehung zwischen dem Krystall 
und Quecksilber, finden auch Statt, wenn ersterer unter der Flüs- 
* Schwcigg. I. XLVIII. 248. 
** Ein »ähcrcv Detail über diesen Versuch s. in Schwcigg. I. LIV. 56.
	        
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