Ketten mit mehr als Einem flüssigen Leiter 451
wird augenblicklich ein lebhafter Strom entstehen, welcher die Rich
tung: Kali, Säure, Platin, Multiplicator, Platin, Kali har.
Auf eine andre Weise kann man verfahren, indem man eine,
unten mit thierischer Blase zugebundene, Glasröhre in ein weites Ge
fäß setzt, und in die Röhre Kali, in das Gefäß Schwefelsäure gießt,
oder umgekehrt, darauf die Platinenden des Multiplicators respectiv
in die beiden Flüssigkeiten taucht. Die Blase verhindert keinesweges
die Communication beider Flüssigkeiten, die vielmehr langsam durch
sie hindurch sich vereinigen, verzögert aber ihre schnelle Mischung.
Der Erfolg ist hier wie vorhin. Endlich kann man auch so ver
fahren, daß man die respectiven Flüssigkeiten in zwei Gefäße gießt,
die man durch Asbest oder Baumwollenfasern, oder eine Heber
röhre, welche entweder mit einer von beiden Flüssigkeiten oder, was
denselben Erfolg, wenn auch mit minderer Stärke gewährt, mit
Wasser gefüllt wird, in Verbindung setzt, und in die man die
Platinenden des Multiplicators eintaucht *♦
In allen diesen Fällen hat man eine Kette von dem Schema
Fig. 58, indem der Multiplicatordraht, der zwischen beide Platin-
bleche tritt, zufolge des früher Erörterten nur ein gleichgültiges Zwi
schenglied ausmacht.
Man kann statt Kali im vorigen Versuche ein beliebiges Alkali
oder auch Kalkwasser und statt der Schwefelsäure eine beliebige Säure
(mit Ausnahme jedoch wahrscheinlich der Schwefelwasserstoffsäure
und anderer stark desoxydirenden Säuren) substituiren; stets wird
man den Strom die im angegebenen Schema bezeichnete Richtung
verfolgen sehen; auch kann man dem Alkali statt der Säure Wasser
oder umgekehrt der Säure statt des Alkali Wasser entgegensetzen;
so wird der Strom noch die angegebene Richtung verfolgen.
Um überhaupt eine Uebersicht von Fällen zu erhalten, worin
deutliche Strömung erfolgt, kann folgende Tabelle dienen, die ich
nach Walcker's und meinen eignen Versuchen entworfen habe.
Es verhält sich bei Schichtung mit Platin wie
Alkali gegen Säuren, (Wasser, Chlor, Metallsalzlö-
sungcn).
Wasser — Mineral-Säuren Chlorauflösung.
Schwefelleberlösung — Wasser, Alkalilösungen, Säuren, Chlor,
Metaüsalzlösungen.
* Es lassen sich auch schnell verschwindende Strömungen dieser Art dadurch
hervorrufen, daß man z. B. ein Platinblech (am Ende des Multiplicators) in
eine Flüssigkeit taucht, herauszieht, und mit der anhängend gebliebenen Schicht
Flüssigkeit in eine andere Flüssigkeit taucht, worin sich ein am andern Ende des
Multiplicators befestigtes Platiublcch befindet.
** Mit Klccsäurc und Wasser habe ich keinen Strom zu erhalten vermocht. —
Nach Becquerel soll Salzs. sich gegen Wasser umgekehrt als gegen die andern
Mineralsäuren verhalten. Ich habe bei wiederholten Lcrsuchen mich vom Ungrunde
dieser Angabe überzeugt.
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