456 Ketten mit mehr als Einem flüssigen weiter.
Nach diesen Vordersätzen können wir denn nicht umhin, anzu
nehmen, daß in Ketten aus zwei flüssigen und einem festen Letter
blos ein Gleichgewichtszustand eintreten würde, wie er bei Ketten
aus drei festen Leitern Statt findet, so lange nicht eine Bewegung
der Bestandtheile der Flüssigkeiten oder dieser selbst erfolgt; und die
Richtung der positiven und negativen Flüssigkeiten oder ihrer Elemente
muß die Richtung des entsprechenden Stroms bestimmen.
Wenn das Metall, mit welchem die Flüssigkeiten combinirt wer
den, nicht merklich von diesen angegriffen zu werden vermag, wie
in den meisten Fällen, wenn man Platin anwendet^, so findet die
Bewegung der Flüssigkeiten oder ihrer Elemente blos gegen einander
Statt, und die Richtung der Strömung läßt sich dann in vielen
Fällen leicht nach dem elektrischen Verhältnisse der Flüssigkeiten vor
aussehen. Können aber die Metalle von den Flüssigkeiten ange
griffen oder verändert werden, so findet eine complicirte Wirkung
Statt, indem sich die Flüssigkeiten oder ihre Bestandtheile dann nicht
nur nach einander hin, sondern auch nach den Metallen zu bewegen
werden, und es wird auf das Uebergewicht der Wirkungen ankom
men, wohin der Strom seinen Weg nimmt, so daß sich, in Er
mangelung eines bestimmten vergleichbaren Maßes dieser Wirkungen,
im Allgemeinen bei den Ketten dieser Art, wo zwei Flüssigkeiten
mit einem Metalle, auf das sie beide oder eine derselben einzuwir
ken vermögen, combinirt werden, die Richtung des Stroms nicht
mit Sicherheit wird voraus bestimmen lassen.
Dies sind die Prinzipien, die uns, um im Zusammenhange
mit dem übrigen Gange unserer Darstellung zu bleiben, auf die
Ketten dieser Art scheinen angewendet werden zu müssen, wobei wir
jedoch gern zugeben, daß Andere, welche von andern Grundansichtcn
ausgehen, auch wohl andere Repräsentationsarten ihrer Wirkungen
auffinden können.
Nach diesen theoretischen Erörterungen gehen wir zur ersah-
rungsmäßigen Angabe der Strömungsrichtungen in den Combinatio
nen aus zwei flüssigen Leitern mit einem festen, der von diesen Lei
tern merklich angegriffen zu werden vermag, über, so weit sie bis
jetzt untersucht sind **. Ich bemerke, daß allerdings unter den hier
anzuführenden Combinationen mehrere vorkommen, bei denen nach
der gewöhnlichen Annahme das Metall nicht von der Flüssigkeit an
gegriffen werden kann, so bei der Combination:
Silber Salzsäure Wasser Silber
* Streng genommen, scheint selbst die Oberfläche des Platins von den srär-
kern Sichren eine Veränderung zu erfahren,
** Ich übergehe mehrere vereinzelte Angaben von Dgvy in Gilb. XI.
392; Aim. de Ch. et de Ph. XXXIII. 298. — De la Rive in Ami. de
Cb. et de Tb, XXXIX. 3Q2,