Ketten m!t mehr als Einem flüssigen Leiter. 465
durch ihre Gesammtberührung annehmen, nicht mehr vollkommen in
der chemischen Verbindung ihrer Bestandtheile compensirt wird. Die
Umstande, auf die es hiebei ankommt, sind jedoch bis jetzt noch so
wenig einem bestimmten Maße unterwerfbar, daß sich theoretisch
nichts über den Erfolg in einzelnen Fällen voraussagen laßt.
Endlich ist auch denkbar, daß in zwei Massen heterogener Flüs
sigkeiten, wie Kali und Saure, die in Berührung gebracht werden,
manche Theilchen durch die Zwischenwirkung der andern Theilchen
oder durch andere Umstande gehindert werden, sich augenblicklich, so
wie die elektromotorische Wirkung zwischen ihnen auftritt, wechsel
seitig bis zur chemischen Verbindung anzuziehen, und auch dies kann
Ursache seyn, daß Theilchen mit wirksamer El. für die Strömungs-
crscheinungen zurückbleiben.
Dieses letztere sind jedoch Vermuthungen, denen bei Ermange
lung aller directen Erfahrungsbasis kein großer Werth beigelegt wer
den soll, und die blos dienen sollen, die Möglichkeit einer Wirk
samkeit von Ketten der beschriebenen Art nach der aufgestellten Grund
ansicht zu rechtfertigen.
Wir beschließen dieses Capitel mit der Erinnerung an mehrere
specielle Erfahrungsresultate über Combinationen, bei denen wahrend
chemischer Wirkung oder Auftösung fester Körper in flüssigen zu
gleich wirksame Strömung Statt findet. Außer Becquerel* hat
neuerdings vorzüglich Nobili dergleichen Combinationen untersucht.
Nobili macht die Bemerkung, daß die Starke des Stroms, wenn
von den auf einander wirkenden Substanzen die eine fest sey, im
Allgemeinen bei Weitem stärker sey, als wenn beide flüssig sind, ein
Unterschied, von dem man sich z. B. leicht überzeugen kann, wenn
man flüssiges Alkali und festes Alkali bei ihrer Wirkung auf Schwe
felsäure vergleicht. Uebrigens scheint die Richtung des Stroms in
der Regel für beide Umstände die nämliche zu seyn; nur beim Kalk
hat Nobili hievon eine bestimmte Ausnahme beobachtet, indem die
ser, in festem Zustande gegen Schwefelsäure, Salpetersäure oder
Salzsäure geprüft, einen umgekehrten Strom, hervorbringt, als wenn
er im Zustande von Kalkwasser angewandt wird **.
Die Resultate von Nobili sind in Schweigg. I. LIIl. 300
und einige andere in den Ann. de Ch. et de Pli. XXXVIII. 243
enthalten. Ich übergehe ihre specielle Anführung, da ich nicht recht
ins Klare zu kommen vermocht habe, wie Nobili den Gang des
Stroms in der Kette verstanden wissen will, und ob er sich darin
gleich geblieben ist. Ueberhaupt wäre zu wünschen, daß man diesen
Gang bei dergleichen Angaben jedesmal wie oben durch Pfeile wirklich
* Bergt. darüber Schweigg. I. XL. 397.
** Schweigg. LIII. 288.
Bior's Experimental-Physik. III* 30