Full text: Lehrbuch des Galvanismus und der Elektrochemie (Dritter Band)

468 Ungleichzeitiges Eintauchen homogener Metalle. 
Daß wirklich die beobachtete Strömung in Abhängigkeit von dem 
chemischen Eingreifen der Flüssigkeit auf das Metall stehe, erhellt 
noch deutlicher aus den Versuchen mit Schwefelleberlösung, indem 
hier die Reihenfolge, in der die Metalle hinsichtlich der Stärke der 
hervorzubringenden Strömung stehen, eine andere, als bei den sauren 
und salzigen Flüssigkeiten ist, und wiederum sich nach dem Verhält 
niß, in dem sie von der Schwefelleberlösung angegriffen werden, 
richtet. So erhält man eine außerordentlich starke Wirkung bei 
Kupfer und Silber, und auch hier verhält sich stets das später ein 
getauchte Metall negativ gegen das früher eingetauchte Mit Blei 
und Eisen und selbst mit käuflichem Zink erhält man bei Anwen 
dung eines empfindlichen Multiplicators deutlich Wirkungen derselben 
Art in Schwefelleberlösung, als mit Kupfer, aber ohne Vergleich 
schwächere. (Gar keine Wirkung konnte ich mit englischem Zinn be 
obachten.) Fraglich ist indeß doch noch, ob die in Schwefelleber 
lösung beobachteten Wirkungen von gleicher Natur sind mit denen, 
welche man in sauren und salzigen Lösungen beobachtet. 
Auch in alkalischen Lösungen verhält sich das früher eingetauchte 
Metall positiv. 
Das Erste, was sich zur Erklärung dieser Erscheinungen dar 
bieten mußte, war, daß das früher eingetauchte Metall in der Flüs 
sigkeit eine chemische Veränderung von solcher Art erleide, daß es 
positiv gegen das später eingetauchte wird. Indeß wenn auch eine 
solche Veränderung in manchen Fällen, so namentlich bei der Schwe- 
felleberlösung, wirklich nachweisbar ist, so ist sie es doch nicht in 
den andern Fällen; ja in den meisten Fällen scheint es, als müßte 
die etwaige chemische Aenderung gerade den entgegengesetzten Erfolg 
haben, als man wirklich beobachtet, denn das Zink strebt sich im 
Wasser zu oxydiren; oxydirtes Zink aber ist negativ gegen blankes 
Zink. Es widersprechen ferner dieser Ansicht folgende Versuche. 
Sowohl, wenn man zwei ganz frisch gefeilte, als wenn man 
eine an der Luft ganz matt gewordene gegen eine frisch gefeilte Zink 
platte in etwas Kochsalz haltendem Wasser prüft, hängt der Erfolg 
stets auf gewöhnliche Art von dein frühern Eintauchen, gleich viel, 
welche Platte es betrifft, üb, ungeachtet nach Beendigung des Ver 
suchs weder die Politur, noch die Mattheit der Platte eine Verän 
derung erlitten zu haben scheinen. 
Ferner, man lasse eine Zinkplatte erst längere Zeit hindurch 
eingetaucht, ziehe sie dann heraus, tauche die andere hinein und 
gleich nachher wieder die erste hinzu. Diese, ungeachtet sie längere 
Zeit gehabt hat, sich in der Flüssigkeit zu verändern, wird dennoch 
sich negativ gegen die andere verhalten, die nur ganz kurze Zeit in 
der Flüssigkeit gewesen. 
* Ich muß Davy's Angaben auch in diesem Bezug fiir durchaus unrichtig 
erklären.
	        
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