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Physiologischer Galvanismus.
Das Gefühl des Schlages dauert nicht wahrend des Geschlosien-
seyns der Kette fort; doch bleibt nach Ritter das Gefühl der Ex
pansion auf der positiven und das der Contraction auf der nega
tiven Seite, womit der Schlag eintrat, auch während des Ge-
schlosienseyns mehr oder minder merklich zurück
Wir haben jetzt noch mehrere Umstände in Bezug auf die Wie
derholung der Schläge zu erörtern.
Man sinder nach Ritter, daß die Schläge jeder neuen Schlie
ßung im Verhältniß zu den vorhergehenden Schließungsschlägen bei
sonst gleichbleibenden Umständen um so schwächer ausfallen, je län
ger die vorige Schließung gedauert hat oder je größer die Summe
der vorhergegangenen Schließungen gewesen ist; daß dagegen die
Trennungsschläge bei jeder Trennung, die man vornimmt, immer
stärker und stärker im Verhältniß zu den darauf folgenden Schlie
ßungsschlägen werden, um so mehr, je länger die vorherige Schlie
ßung gedauert hat. Jedoch bringt man es unter keinen Umstanden
bis dahin, daß der Trennungsschlag auch nach den längsten Schlie
ßungen der Batterie dem Schlag beim Eintritt der Schließung selbst
gleich komme. Aber dahin kann man, Ritt er'm zufolge, aller
dings gelangen, daß der Trennungsschlag von derselben Stärke ist,
als der kurz darauf folgende Schlag, den man erhält, wenn man
die Batterie von Neuem schließt. In allen diesen Fällen müssen
aber die Zeiten zwischen alter Trennung und neuer Schließung je
kürzer, je besser seyn.
Ritter fand ferner durch mehrfache Versuche, daß die natür
liche Empfänglichkeit eines Organs für den Schließungsschlag auf
der einen Seite der Batterie durch anhaltende Schließungen für diese
Seite geschwächt und für die entgegengesetzte erhöht wird, und daß
die natürliche Empfänglichkeit für den Trennungsschlag auf der einen
Seite der Batterie durch anhaltende Schließungen erhöht wird für
diese Seite und geschwächt für die entgegengesetzte. Durch abwech-
jcncr Zusammenschnürung; auch hatte ich gewöhnlich an dem Finger, welcher mit
dem negativen Pole in Berührung war, mehr das Gefühl der Wärme, als in
dem Finger, auf welchen der positive Pol unmittelbar wirkte." Das schmerzhaftere
Gefühl am negativen Pole erwähnen übrigens auch andere Beobachter, z. B.
Bolta in Bezug auf Stellen, die von der Oberhaut cntblöst sind.
* Man wird, wie sich Ritter überzeugt hat, zu diesem Gefühle, ohne Ein
tritt eines Schlags, selbst bei den stärkste» Baktcriccn gelangen können, wenn man
sieh in die Kette derselben auf solche Art bcgicbt, daß man zuerst nur Ein Plat-
tenpaar in die Kette nimmt; darauf, während man sich noch in Schließung mit
diesem Einen befindet, ein zweites darein zieht, darauf die Verbindung mit dem
ersten aufhebt, dann zum dritten fortgeht, it. f. f.; oder auch, wenigstens bei nicht
zu starken Säulen, so, daß man sich erst unter Zwischcuwirkung einer langen
Säule Flüssigkeit in die Kette bringt und diese allmälig verkürzt, oder endlich,
daß man mit jedem Pole der Säule ei» Gefäß mit Wasser verbindet, und mit
trockenen Fingern das Wasser beider erst leise berührt, daun sie immer tiefer und
tiefer in dasselbe eintaucht. (Ritter Beitr. II. St. 2. S. 44.