Full text: Lehrbuch des Galvanismus und der Elektrochemie (Dritter Band)

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Physiologischer Galvanismus. 
zeitig das Bett zu suchen, und es bis den andern Morgen spat zu 
hüten. Auch diesen folgenden Tag dauerte sie nebst einem widri 
gen Wüsteseyn im Kopfe, abgebrochenen Neckereien in den Zahnen 
und einem, seit dem vorigen Tage sich, sobald ich mich zurücklehnte 
oder niederlegte, einfindenden empfindlichen Reize im Halse fort. 
Ein sehr widriger Zustand allgemeiner Lastigkeit und Mattigkeit 
machte mich mehrere Tage zu ernstlichen Arbeiten ganz untauglich 
und noch jetzt, fast Wochen danach, macht mich jede sonst unbe 
deutende Anstrengung des Körpers wie des Geistes gleich matt und 
leidend/ und galv. Versuche widerstehen mir so sehr daß, so sehr sie 
mich auch vorher von allen Seiten anzogen, ich mich ordentlich an 
greifen muß, wenn ich mich ihrer von Neuem anzunehmen habe 
Auch andere, z. B. B ö ckm a n n m , M o st und Aldini f 
haben beobachtet, daß wiederholte Erschütterungen und Durchströ 
mungen des Galvanismus durch den Körper unruhigen Schlaf, eigen 
thümliche Träume, Müdigkeit und Mattigkeit, Mißmuth, beschleu 
nigte Bewegung des Darmkanals, ungewöhnlich starken Abgang von 
Blähungen, verstärkte Urinausleerung u. s. w. zur Folge haben. 
Most bemerkt, er habe öfters 3 bis 4 Stunden nach dem 
Galvanisiren mitunter ein plötzliches Zucken in den Füßen, in den 
Wadenmuskeln und in andern Theilen, die gerade nicht in die gal 
vanische Kette gekommen seyen, beobachtet, und dieses auch durch 
die Aussage galvanifirter Kranken bestätigt gefunden. Derselbe er 
wähnt, wenn man sich auf einem Jsolatorium eine Viertelstunde 
lang galvanischen Schlägen oder Strömungen ausgesetzt habe, und 
man berühre nachmals, selbst noch 1 bis 2 Stunden nach dem Ver 
such einen Menschen von sensibler Constitution, ein Kind, eine hyste 
rische Frau, einen schwachen Mann u. s. w. so empfinden diese 
Personen eine schwache Zuckung im Augenblicke der Berührung. 
* Einen mit dem Ritterschen sehr übereinstimmenden, an sich angestellten, 
Versuch beschreibt M o st (über die großen Heilkräfte ». s. >v. S. 93). Auch bei 
ihm wurde der mit dem negativen Pole in Verbindung stehende Arm steif und 
siarrkrampfähnlich, das Gefühl darin ungefähr der steifen Mattigkeit ähnlich, die 
bei heftig inflammatorische» Fiebern, bei denen ei» Aderlaß indicirc ist, Statt 
findet, der Arm, der mit dem positiven Pol in Verbindung stand, war dagegen 
gelenkiger, empfindlicher, beweglicher geworden. Der Puls an der letzter» Hand 
gicng schnell, etwas zusammengezogen und klein, ungefähr wie bei einer Hysteri 
schen, der an der linken Hand zeigte sich dagegen stark, voll und kräftiger, unge 
fähr wie der Pulsschlag bei einem vollsaftigcn, an Pneninonic leidenden Menschen. 
Nachdem sich Most 15 Min. lang von der Bolta'srhcn Säule entfernt hatte (der 
Versuch hatte 20 Minuten gedauert) waren alle Differenzen zwischen beiden Armen 
verschwunden. — Bei Ritter mochten, wie er selbst bemerkt, die langen Nach 
wirkungen seines Versuchs zum Theil von den vorhergegangenen, namentlich durch 
den Kopf geleiteten, starken Erschütterungen herrühren. . 
** Gilb. VIII. 144. 
*** Ueber die großen Hcilkr. des Galv. 95. 
Essai I. 282. 
Biot's Erpcrimcnral - Physik. HI. 
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