Full text: Lehrbuch des Galvanismus und der Elektrochemie (Dritter Band)

30 Galvanische Combinationen 
Viertes Capitel. 
Galvanische Combinationen aus drei und mehrern 
Platten. 
Unsere Untersuchungen in dem vorigen Capitel betrafen immer 
blos Combinationen aus zwei heterogenen Platten. Es ist von Wich 
tigkeit, die Erscheinungen kennen und deuten zu lernen, welche bei 
Combination von mehrern solchen Platten eintreten können; wiewohl 
diese Erscheinungen sich eigentlich als reine Folgerungen aus den 
Datis, die wir in dem vorigen Capitel über die Vertheilung der El^ 
in Combinationen aus zwei Platten erhalten haben, schon voraus 
sehen lassen. 
Wir beginnen unsere Erörterungen an einigen einfachen Fallen. 
Es seyen auf Taf. VIII. Fig. 4 KZK drei über einander lie 
gende Platten Kupfer Zink Kupfer. Das unterste Kupfer sey mit dem 
Erdboden in Verbindung, das darüber liegende (tfoiirtc) Zink bleibe mit 
ihm in steter Berührung, und das oberste Kupfer werde wiederholt 
an einem isolirenden Handgriff vom Zink abgehoben, um es an da§ 
condensirende Elektroskop zu entladen. 
Es fragt sich, welche El. wird das Elektroskop zu erkennen geben. 
Nach den im vorigen Capitel erörterten Gesetzen muß hier ein 
zusammengesetzter Erfolg eintreten. Betrachten wir zuvörderst die 
gleichförmig verbreitete Elektricität auf jeder Platte. Das Zink nimmt 
durch Berührung mit dem untersten Kupfer positive El. an, die sich 
mit über das oberste Kupfer fortpflanzt. Das oberste Kupfer selbst 
aber nimmt durch directe Berührung mit dem Zink eine eben so 
starke negative El. an, die sich ebenfalls über seine Oberflache fort 
pflanzt. Beide Elektricitaten neutralisiren sich mithin und hienach 
könnte das oberste Kupfer durch das öfterst wiederholte Abheben vom 
Zink gar keine El. an den Condensator mit hinüber nehmen. In 
der That findet man diese Behauptung oft genug hingestellt. Nichts 
ist jedoch falscher. Außer der eben betrachteten gleichförmigen, sich 
über jede und die damit verbundenen Platten verbreitenden, El. ent 
wickelt sich noch an der Berührungsoberftache jeder Platte eine con- 
densirte El. von bedeutender Intensität, die durch Trennung der 
Platten zum Vorschein kommt. Heben wir sonach das oberste Kupfer 
vom Zink ab, so wird seine vorhin an der Berührungsoberfläche ge 
bundene El. frei werden, und sich beim Uebertragen an den Con 
densator in diesen ergießen können. In der That findet man, daß 
das Kupfer auf diese Weise eine merklich eben so starke El. am Con 
densator zu erkennen giebt, als wenn das unterste Kupfer gar nicht 
vorhanden wäre. Auch kann das unterste Kupfer hiebei isolirt seyn, 
ohne daß dies den Erfolg des Versuchs ändert, wofern man nur 
vor jedem neuen Aufjetzen der obern Kupferplatte das System deS 
Zinks und untern Kupfers ableitend berührt.
	        
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