Full text: Lehrbuch des Galvanismus und der Elektrochemie (Dritter Band)

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Physiologischer Galvanismus. 
Empfindung von Licht in den Augen, eine Zuckung in den Lippen 
und selbst in der Zunge, ein schmerzhaftes Stechen an ihrer Spitze 
und zuletzt noch Geschmack (Volta)« 
Dies betraf blos die mit der Schließung eintretende Lichter- 
schcinung tin Allgemeinen. Allein auch wahrend des Schließens am 
Auge zeigen fich bei genauer Aufmerksamkeit eigenthümliche subjektive 
Erscheinungen. 
Purkinje^ beschreibt die Erscheinungen für diesen Fall fol 
gendermaßen 
Bringt man den positiven Poldraht in den Mund und berührt 
mit dem negativen Poldraht den von den Augenliebern bedeckten 
Augapfel von Vorn, so erscheint in dem früher dunkeln Gesichts 
felde an der Eintrittsstelle des Sehnervens eine hellviolette Licht 
scheibe, im Achsenpuncte des Auges aber (d. i. im Centrum des 
Gesichtsfeldes) ein rautenförmiger dunkler Flock, der mit einem rau 
tenförmigen gelblichen Lichtbande umgeben ist; darauf folgt ein glei 
ches finsteres Intervall, dann noch ein etwas leuchtendes gelbliches 
Rautenband. 
Wechselt man die Pole, bringt den positiven Pol an das 
Auge, und den Kupferpol in den Mund, so kehren sich die Licht- 
und die Schattenpartieen um; am Eintrittsort des Sehnerven ist 
ein finsterer kreisrunder Fleck, mit einem hellvioletten Schein um 
geben, welcher Schein ferner als ein hellviolettes Rautenband gegen 
die Mitte des Gesichtsfeldes auf- und niedersteigt, sich an der andern 
Seite schließt; von diesem Rautenbande nach Innen zeigt sich ein 
finsteres Intervall und im Achsenpuncte des Sehfeldes eine glan 
zende hellviolette Rautenftache. 
Bemerkt mag hiebei der Gegensatz werden, daß der positive 
Pol den Achsenpunct des Auges erleuchtet und die Eintrittsstelle 
des Nerven dunkel laßt, dagegen umgekehrt der negative Pol 
letztere Stelle erhellt und erstere finster laßt. 
Ritter hat die Unbequemlichkeit und selbst den für das Auge 
resultirenden Nachtheil des Verfahrens nicht gescheut, den einen 
Poldraht (einer Säule von 60 bis 100 Paaren) in unmittel 
bare Berührung mit dem Augapfel zu bringen, wahrend am andern 
Pole durch einen beliebigen andern Theil des Körpers geschlossen 
* Käst». Arch. T. 434. 
** Es ist zu bemerken, daß es gut ist, um die äußere Hautobcrfläche vor 
z» heftigem Schmerz und Entzündung zu bewahren, dieselbe an den Stellen der 
Berührung mit dem Leiter mit naß gemachtem Löschpapicr oder Lcinwandläpp- 
chen zu bedecken. Eine schnell wiederholte oder oscillircnde Entladung mittelst 
feiner Kettchen als Leiter ist zweckmäßig, die Lichtfigur in gleicher Lebhaftigkeit 
vor dem Sinne zu erhalten. — Purkinje bediente sich einer Säule aus 60 Plat 
tenpaaren von 3 Zoll Durchmesser. 
*** Bei fortgesetzten Versuchen auf solche Art entsteht nämlich Angenent- 
jüiidung.
	        
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