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Physiologischer Galvanismus.
endlich dieses selbst, und zuweilen eine Spur von Geruch nach Am-
moniack. Der positive Pol hingegen hebt die vorhandene Fähig
keit zum Niesen auf, und bringt überhaupt eine Abstumpfung der
Nase, wie etwa durch Chlor, hervor. Zuweilen hat man selbst
deutlich eine Art von saurem Geruch. Beide Wirkungen halten mit
dem Geschlostenbleiben der Kette an und jede geht bei der Trennung
in die ihr entgegengesetzte über.
Wirkung auf das Geschmacksorgan *. — Auf der
Zunge bewirkt der positive Pol (abgesehen von dem zugleich em
pfundenen Schlage) einen sauren Geschmack, der wahrend der Schlie
ßung anhält, mit der Trennung aber in einen bittern alkalischen
übergeht. Der negative Pol giebt bei und während der Schlie
ßung einen alkalischen und erst bei der Trennung den sauren Ge
schmack. Bei sehr starker Wirkung beobachtete Ritter auch hier
schon während der Schließung Uebergang in den Gegensatz, so wie
beim Auge.
Von den Geschmacksversuchen mit der einfachen Kette ist schon
S. 2 und S. 471 die Rede gewesen. Auch hier hat der Geschmack
(der bei Belegung der Zungenspitze mit Silber und der Hintern Zun
genfläche mit Zinn entsteht), wenn das Organ leicht erregbar ist,
bisweilen die volle Bitterkeit der Polygaia amara. Dabei findet es
Humboldt merkwürdig, daß bei diesem Experimente zugleich auch
das Gefühl, wie vom Genuß heißer Speisen, afsicirt wird, indem
die brennende Empfindung, welche eine breite Silberfläche unter und
Zink über der Zunge erregt, nur eine Erscheinung dieses Gefühls ist.
Denn man bemerkt dieses Brennen vollkominen auch in der Lippe,
wenn man diese nebst der Zunge armirt. Dagegen wird Kälte er
regt, wenn man die hintere obere Fläche der Zunge mit Zink, die
untere mit Silber armirt, ja die Empfindung der Kälte nimmt zu,
so wie man mit dem Zink tiefer gegen die Zungenwurzel fortschreitet.
Setzt man das Galvanisiren an dieser Stelle lange fort, so erregt
der Reiz eine Ucbelkeit, welche bis zum Erbrechen vermehrt werden
kann; und daß diese Ucbelkeit nicht Folge eines mechanischen Reizes
sey, erhellt daraus, daß man unter ähnlichen Umständen homo
gene Metalle lange Zeit appliciren kann, ohne dasselbe Gefühl zu
erregen. (Humboldt.)
Dagegen erfuhr Humboldt mehreremale theils an sich selbst,
theils fand er es durch die Empfindungen Anderer bestätigt, daß,
wenn man die Reizbarkeit der Zunge durch Bestreichen derselben mit
einer verdünnten alkalischen oder Chlor-Auflösung erhöht, man bei
jeder Berührung der (vorher ganz unwirksamen) homogenen Zink-
stange brennende Schläge in der ganzen Mundhöhle fühlte.
* Volta in Rittcr's Bcitr. I. St. 3. 313. — Ritter in f. Beweis, 78;
Bcitr. I. 3tcs St. 32. 34. 216; II. 3tes St. 33.64.168. -- Gilb. VII, 448;
XIX. 8. — Psaff chier. El. 135. — Humboldt gcr. Muskel. 317.