Full text: Lehrbuch des Galvanismus und der Elektrochemie (Dritter Band)

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Physiologischer Galvanismus. 
ist, als beim Männchen. Auch ist sie stärker bei jungem Thieren, 
als bei ältern. Humboldt fand ferner, daß man es in seiner 
Gewalt hat, die selbst sehr herabgestimmte Reizbarkeit von Froschschen- 
keln auf einen sehr hohen Grad dadurch zu bringen, daß man sie in 
Chlorauflösung oder alkalischen Auflösungen badet; da 
hingegen andere Auflösungen, so namentlich von Arsenik, die Reiz 
barkeit schwächten oder ganz vernichteten Man kann mithin durch 
diese künstlichen Mittel die Froschschenkel zu beliebigen Graden der 
Reizbarkeit stimmen. — Tödtet man Frösche in Wasser von 28° bis 
30° R., so wird dadurch nach Pfaff ihre Reizbarkeit gänzlich ver 
nichtet. — Ritter ^ u. a. haben beobachtet, daß die Nerven vom 
Ganzen abgetrennter Theile beim allmäligen Verlöschen ihrer Erreg 
barkeit nicht in allen Stellen zugleich, sondern vom Hirnende nach 
den peripherischen Enden absterben; ferner erlöscht nach Ritter die 
Reizbarkeit der Flexoren überall zuerst, die der Extensoren zuletzt. 
Von Wichtigkeit'ist es auch, die Umänderungen kennen zu 
lernen, welche vorausgegangene galvanische Versuche auf die Um 
stimmung der Reizbarkeit selbst haben. 
Im Allgemeinen bemerkt man, daß, je mehr schon galvanische 
Versuche mit einem Froschschenkel angestellt worden sind, um desto 
mehr zeigt sich seine Reizbarkeit erschöpft. Doch beobachtete Pfaff 
in dieser Hinsicht folgende Modificationen m * * *** . 
Sehr häufig geschah cs, daß, wenn die Reizbarkeit der Glied 
maße durch lange fortgesetzte Versuche schon sehr erschöpft war, oder 
auch, wenn die Versuche erst mehrere Stunden nach dem Tode an 
gefangen wurden, die Application sehr wirksamer Erreger Anfangs 
keine, dann schwache, aber allmalig stärkere und immer stärkere Zuk- 
kungen hervorlockte. Dies beobachtete auch Fowler. — Eine andre 
analoge Erscheinung war die, daß unwirksamere Erreger dann, wenn 
sic keine Zuckungen mehr hervorbrachten, dieselben von Neuem her 
vorzulocken fähig wurden, wenn vorher wirksamere Erreger ange 
wandt und durch diese lebhafte Zuckungen erregt worden waren. 
Dies bemerkte auch Valli. — Auch wenn die erschöpften Glied 
maßen einige Zeit in Ruhe gelassen worden, zeigte sich die Reizbar 
keit neu belebt. Pfaff beobachtete jedoch dabei den eigenthümlichen 
Umstand, daß gegen das Ende, wenn die Reizbarkeit schon sehr 
abgenommen hatte, nach einiger Zeit Ruhe sich zwar wieder das 
erstemal sehr lebhafte Zuckungen zeigten, die aber schon bei der zwei 
ten Schließung sehr schwach waren, und bei der dritten sich gar nicht 
mehr zeigten. Auch bei häufiger Wiederholung, wenn jedesmal ein 
* Ueber den Einfluß verschiedener Gas arten auf die Reizbarkeit vcrgl. 
Pfaff, 122; Humboldt I. 243; — verschiedener Flüssigkeiten: Rit 
ter's Bcitr. I. St. t. 68. — Humboldt ger. Musk. I. 24. 247. 38V. -*■ 
3t i D i ii i Essai. I. 46. 
" Bcitr. II. St. 3. 84; phys. ehern. Abhandl. III. 249. 
*** Pfaff thicr. El. 11. 83. 84. — Ritter Bcitr. I. St. 1. 58.
	        
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