Full text: Lehrbuch des Galvanismus und der Elektrochemie (Dritter Band)

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Physiologischer Galvanismus. 
Sehr bcmerkenswerth ist der von Marianini beobachtete Um 
stand, daß nicht allein Oeffnung und Schließung einer Kette Zuk- 
kungen in Froschpräparatcn zu erregen vermag, sondern auch partielle 
Ablenkung des Stroms aus denselben. 
Er tauchte die Enden eines Frosches in zwei Tassen, welche die 
Pole eines sechspaarigen Tassenapparats enthielten, und als seine 
Zuckungen aufgehört hatten, die gewöhnlich einige Zeit dauern, wenn 
das Thier frisch präparirt ist, bewerkstelligte er eine Nebenschließung 
zwischen den Polgefäßen durch Eintauchen der Enden eines metalli 
schen Bogens in dieselben. Sofort zuckte der Frosch. Auch erhielt 
Marianini, bei Anwendung eines Tassenapparats von 40 Paaren 
selbst kleine Schlage, wenn er, wahrend zwei Finger derselben Hand 
die Polgefäße des Apparats verbinden, eine Nebenschließung zwischen 
diesen Gefäßen durch einen metallischen Pol bewerkstelligte. Die so 
entstehenden Wirkungen sind jedoch jedenfalls schwächer, als die, 
welche man durch Oeffnung der Kette erhält. 
Bei den verschiedenen Anordnungsarten der Versuche, durch 
welche sich Zuckungen erregen lassen * ** , muß man diejenigen Fälle 
unterscheiden, wo die Zuckungen nur bei einem hohen Grade von 
Reizbarkeit erfolgen, und diejenigen, wo sie schon bei einem mäßi 
gen oder selbst noch schwachen Grade Statt finden. 
Die letzten Fälle, von denen wir zuerst und vorzugsweis han 
deln wollen, sind im Allgemeinen unter den Anordnungen begriffen, 
wo man zwei, entweder sich direct oder mittelst eines beliebigen 
Zwischenmetallö berührende, heterogene Metalle mit dem Frosch 
präparate zur Kette schließt, indem man entweder mit beiden Me 
tallen den Muskel allein, oder mit beiden Metallen den Nerven 
allein (an verschiedenen Stellen) oder mit einem Metall den Nerven, 
init dem andern den Muskel desselben Schenkels armirt, oder, indem 
nran das eine Metall am Nerven des einen, das andere Metall ain 
Nerven des andern Schenkels einer untern Froschhälfte applicirt, wäh 
rend beide Nerven noch durch das Rückenmark zusammenhängen, 
oder indem man auf analoge Art mit den Muskelpartieen der ver 
schiedenen Schenkel verfahrt, oder endlich, indem man Rückenmark 
und Nerven in ein, die Schenkel in das andere Gefäß mit leitender 
Flüssigkeit tauchen läßt, und zwischen beiden Gefäßen die Kette 
schließt «* 
Wir wollen diese Fälle jetzt näher erörtern. 
Was die Schließung an den Muskeln anlangt, so scheint sie 
durchaus nur mittelst Ueberleitung zu den in den Muskeln vorhan 
* Bergt, über vermiedene Anordnungen von Froschschenkelversuchcn Pfaff 
12. 54. 63. 89. 151. — Humboldt I. 68. 89. — Ritter Beirr. I. 
St. 1. 126. 
** Humboldt's Hauchversuche in s. Schrift I. 77 können, als theoretisch 
nichts Auffallendes darbietend, hier übergangen werden.
	        
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