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Physiologischer Galvanismus.
Metallen berührt werden, die Nerven hingegen die Kette schließen,
dann ist Alles umgekehrt, und die Schließungszuckung fallt auf den
negativ armirten Muskel. (Erman.)
10) Wenn von zwei Präparaten der Nerv des einen positiv,
der Muskel des andern negativ armirt ist, und die Kette wird ge
schloffen durch die Berührung des respectiv entgegengesetzten Muskels
und Nerven, dann erhalten beide Muskeln Schließungscontraction.
Ist hingegen die Zusammenstellung so, daß der Muskel des einen
positiv, der Nerv des andern negativ armirt ist, und die Schließung
der Kette geschieht ebenfalls durch Berührung der respectiv entgegen
gesetzten Muskeln und Nerven, dann haben beide Trennungscontrac-
tion. (Erman, Marianini.)
11) Sind zwei Präparate so zusammengestellt, daß vom Nerven
des einen zum Nerven des andern das leitende Verbindungsglied
(z. B. ein feuchter Leiter), welches den Kreis schließt, unterhalb
der heterogenen Metalle sich befindet, und oberhalb der Muskeln,
! so folgt, wie in den gewöhnlichen Fällen, die Schließungscontraction
an dem Nerven, der mit dem positiven Metall belegt ist, gerade als
wäre die leitende Verbindung von Muskel zu Muskel angebracht,
[ nur ist Alles etwas schwächer. Liegen hingegen die beiden Metalle
an dem Nerven unterhalb des Leiters, der von einem Nerven zum
andern die Kette schließt, dann ist Alles umgekehrt, indem die stär
kere Schließungßzuckung auf die Seite des negativ armirten NervcnS
fällt. (Erman.)
Wir müssen bemerken, daß das Resultat von no. 9) und viel-
I leicht auch einige andere der angeführten Umstände nur für den Fall
gültig find, wo die Froschpräparate sich in einem mittlern oder
schwachen Zustande von Reizbarkeit in Verhältniß zur angewandten
Starke der Kette befinden, daß dagegen, wenn die Reizbarkeit des
Frosches sehr groß ist, und nicht durch eine große Schwäche der
wirkenden Kette ausgeglichen wird, oder umgekehrt, wenn eine sehr
stark wirkende Kette nicht durch eine verhältnißmäßig schwache Reiz
barkeit des Froschschenkels compenfirt wird, nach Ritter gerade das
umgekehrte Resultat erfolgt.
Für die Physiologie besonders wichtig find die Versuche, welche
über die galvanische Reizbarkeit zerschnittener und unterbundener Ner
ven angestellt worden sind *. Folgendes find die Hauptergebnisse
I hierüber.
1) Schneidet man den Nerven eines Froschschenkels in der
Mitte von einander, bringt die beiden Enden desselben in unmittel
bare Berührung, und armirt den Schenkel und den oberhalb des
Durchschnitts befindlichen Theil des Nerven, so erfolgt bei Schlie
ßung die Zuckung eben so stark, als wenn der Nerv nicht durch-
—
* Vcrgl. hierüber P fa ff, 31. 33. — Humboldt I. 207. — Ritter
SBcitt. I. St. 1. 13. 92. 134.
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