Physiologischer Galvanismus. 503
Wasser hinlänglich verschiedenen leitenden Flüssigkeit befeuchtet hat,
und es werden starke Zuckungen sich wiederholt erregen lassen, bis
die Flüssigkeiten sich ausgeglichen haben.
Bringt man dieselbe Substanz gleichförmig an beide Enden des
Bogens, und taucht sie gleichzeitig in beide Glaser Wasser, so er
folgen keine Zuckungen. — Zähe Flüssigkeiten eignen sich besser zu
diesen Versuchen, als salzige, weil letztere sich zu schnell mit dem
Wasser gleichförmig mischen.
Ritter führt auf diesen Umstand, daß auch die Berührung
heterogener Flüssigkeiten Elektricität hervorruft, den Geschmacksunter
schied zurück, den es macht, je nachdem man Flüssigkeiten aus glä
sernen oder aus metallenen Gefäßen genießt. In letzterin Falle näm
lich entsteht durch die vom Speichel feuchte Lippe, durch die Flüssig
keit im Gefäß, und durch das Metall des Gefäßes eine Kette, die
ihre Wirkung auf die Zunge äußert.
Wirkung des Galvanismus auf verschiedne Thiere.
Nicht nur an Fröschen, sondern an Thieren aus allen Classen har
man theils im lebenden Zustande theils kurz nach dem Tode die gal
vanischen Reizversuche mannichfach wiederholt *. Zin Allgemeinen
sindet man, daß die Empfänglichkeit für diese Versuche bei Amphi
bien, Fischen und Insekten nach dem Tode bedeutend langer fort
dauert, als bei warmblütigen Thieren.
Auch bei den größten Säugethiercn konnten die Zuckungen nie
über eine Stunde erregt werden, und auf kleinere Thiere, z. B.
Mause, hatte der Galvanismus nach Pfaff's Versuchen auch gleich
nach dem Tode oft keine Wirkung. Doch scheint der Mensch eine
etwas längere Reizempfindlichkeit zu besitzen. Die kürzeste Dauer
der galvanischen Reizbarkeit zeigen die Vögel. Schreitet man bei
kleinen muntern Vögeln nicht sehr schnell zur Nervenpräparirung, so
wirkt auch der empfindlichste Reiz nicht mehr.
Die unzerstörbarste Reizbarkeit von allen Thieren zeigen die
Frösche und Fl u ß s ch il dk r ö ten. Eidechsen zeigen gewöhnlich
einen hohen Grad von Reizbarkeit und heftige Zuckungen, aber der
Reiz eines Zinksilberpaares erschöpft sehr bald ihre Reizfähigkeit. Bei
den Fischen dauert die Reizbarkeit nach Humboldt zwar kürzere
Zeit als bei den Amphibien, aber die Zuckungen sind bei Weitem
heftiger und lebhafter. Humboldt sah Fische, deren Kopf bereits
vor einer halben Stunde abgelöst war, mit dem Schwänze dergestalt
schlagen, daß der ganze Körper sechs Zoll hoch über den Tisch in
die Luft stog. Wurde ihre Reizempfänglichkeit durch alkalische Auf
lösungen oder Chlorauftösung erhöht, so waren sie (besonders die
Aale und Schleien) oft kaum zu bändigen.
Entblöst inan bei einem Insekte durch einen Horizontalab
schnitt die Bewegungsnerven bei ihrem Ursprünge aus dem Gehirn,
* Pfaff S. 112. — Humboldt 1. 236. — Aldini I. 68.