Full text: Lehrbuch des Galvanismus und der Elektrochemie (Dritter Band)

Rußdendriten. 519 
sich am negativen Draht, da wo er in der Flamme ist, Dendriten 
von Ruß, die schnell anwuchsen, etwa zur Höhe einer Linie und 
darüber *, sich wahrend dessen auf mannichfache, doch sehr bestimmte 
Weise in Zweige theilten, und in diesem Zustande dann die ganze 
Zeit des Geschlossenseyns der Kette auf diese Art durch die Flamme 
anhielten und fortdauerten. Mit demselben Augenblicke, als man 
den positiven Draht aus der Flamme entfernt, fallen auch jene Den 
driten fast momentan zusammen, und erscheinen nie wieder, so lange 
die Kette offen bleibt. Je näher die Drahte bei diesem Versuche 
einander kommen, desto schöner pflegen die Dendriten zu werden, 
auch kann man ihre Lage beliebig gegen einander abändern, ohne 
den Erfolg des Versuchs zu hindern. Sie erscheinen nicht blos an 
der Spitze des negativen Drahts, sondern so weit, als er sich in 
der Sphäre der Flamme befindet. Sie sind ganz dunkel und glü 
hen nicht, und selbst ihr Verschwinden beim Oeffnen der Kette ist 
kein Verbrennen, sondern sie vergehen ganz still. 
Auch am positiven Drahte bilden sich zuweilen Dendriten, doch 
nicht immer. Wenn sie aber erscheinen, ist ihre Gestalt und ihr 
klebriges nach Ritter durchaus ganz anders wie bei jenen, denn 
sie verzweigen sich bei Weitem nicht so, vielmehr ist es, als wenn 
die Zweige, die sich bilden sollten, immer wieder zusammenschlügen 
und Einen geraden Ast ausmachten, sie glühen an den Enden be 
ständig und fallen bei Entfernung des negativen Drahts aus der 
Flamme nicht gleich zusammen u. s. w. 
Bringt man den einen Draht niit den Dendriten des andern 
in Verbindung, so entsteht ein Funken zwischen beiden. Die Den 
driten ain einen oder andern Draht entstehen nach Ritter selbst 
dann, wenn auch der eine oder andere Draht nicht ganz in der 
Flamme selbst, sondern nur in einer Nähe von einer oder einigen 
Linien bei ihr ist. Berühren sich beide Drähte innerhalb der Flamme, 
so entstehen nie Dendriten. Sind welche entstanden, und die Drähte 
berühren sich darauf, so fallen die Dendriten des negativen Drahts 
im Augenblicke; bei den andern ist der Erfolg unbestimmt. 
Allen Umständen nach zu schließen, ist die Erscheinung der 
Dendriten nicht von einer Strömung in der Säule abhängig, da 
diese vielmehr durch die Flamme unterbrochen wird, wie sich Rit 
ter selbst überzeugte, sondern sie beruht auf der gegenseitigen Re 
pulsion der Kohlentheilchen, welche sich an die Polardrähte ansetzen, 
vermöge der darin in Spannung befindlichen El. und die Entgegen 
setzung des andern Drahts hiebei ist wahrscheinlich nur insofern 
vortheilhaft, als durch bie Anziehung des entgegengesetzten Pols die 
Abstoßung der gleichartigen elektrisieren Rußtheilchen unterstützt wird. 
In der That, wenn man Kien- oder Bernsteinöl in einer porzella 
nenen Schaale vorläufig so weit erwärmt, daß es sich ohne Docht 
* B öckmann hat sie bis 10 Lin. hoch erhalten,
	        
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