Zersetzungen durch die galvanische Säule. 533
beobachtet worden, indem hier Reduktion des Metalls am negativen
Pole erfolgte; ferner bei den salzsauren Salzen. Wie es scheint,
wird bei letztem der Wafferftoff der Säure ganz oder zum Theil durch
den am positiven Pol gleichzeitig angesammelten Sauerstoff des zer
setzten Masters entzogen, so daß das ausgeschiedene Chlor nun ent
weder in freiem Zustande um den positiven Draht angesammelt bleibt,
oder sich mit dem Metall des Drahts zu Chlormetall verbindet %
Auf ähnliche Weise würden sich wahrscheinlich jod - und brom-
wasserstoffsaure Salze verhalten.
Es können auch Salze, welche sich schwer oder gar
nicht im Wasser auflösen, dennoch durch die Säule zersetzt
werden, wenn sie bei hinlänglicher Befeuchtung mit Waffer der Wir
kung der Säule ausgesetzt werden. Wir haben schon erwähnt, daß
selbst die Glasröhren, in denen das Waffer eingeschlossen wird, hiebei
Bestandtheile aus ihrer Substanz hergeben. Von vielen Versuchen
Davy's welche in Bezug auf diesen Umstand stehen, wollen
wir nur folgenden anführen.
Davy verband mit einander durch fasrigen Gyps, der in gerei
nigtes Wasser getaucht worden, zwei Gefäße aus Alabaster, deren
jedes ungefähr 14 Gran Wasser faßte, füllte sie mit gereinigtem
Wasser und tauchte in sie die Platindrähte einer Vokta'schen Batterie
aus 100 Plattenpaaren von 6 Quadratzoll Oberfläche, so daß die
Elektricität längs der Fasern des Gypses hin wirkte. Schon nach
5 Minuten reagirte das Wasser in dem Gefäße des positiven Drahtes
sauer, das im andern Gefäße alkalisch. Als eine Stunde darauf
sorgfältig beide Flüssigkeiten untersucht wurden, zeigte sich, daß das
Gefäß der negativen Seite eine reine und gesättigte Auflösung von
Kalk enthielt und zum Theil mit einer Kalkrinde bedeckt war, wäh
rend sich im Gefäß der positiven Seite schwache Schwefelsäure vorfand.
Wenn man ein saures Salz der Zersetzung unterwirft, so
scheint nach den Versuchen von Berzelius und Hi sing erd-'
erst Zersetzung in neutrales Salz und Säure zu erfolgen, und erst
nachher das neutrale Salz in Säure und Basis zersetzt zu werden.
Starke oder gesättigte Salzauflösungen zeigen nach Da
vy's f Erfahrungen zwar ein viel schnelleres Fortschreiten im Zersetzen,
Rcdiicirnng erfolgte aber viel langsamer als ans einer Auflösung von Arscniksa'nre
und arscniger Säure.
* Berzclins und Hisinger brachten Kochsalzlösung in einem umgekehrten
Heber zwischen Silbcrdrähte in die Kette. Der positive Draht umzog sich mit
einer Rinde von Chlorsilbcr, und die Flüssigkeit auf der positiven Sutc war nach
12 Stunden gelblich geworden und roch nach Chlor (Gilb. XXVII 281).
Davy führt kurz a», die Auflösungen salzsaurer Salze zwischen Platindrähte
in die Kette gebracht, hätte ihm stets Chlor in dem positiven Gesäße gegeben.
(Gilb. XXVIII. 24.)
** Gilb. XXVIII. 18.
*** Gilb. XXVII. 284.
f Gilb. XXV11I. 26.