Full text: Lehrbuch des Galvanismus und der Elektrochemie (Dritter Band)

538 Wirkungen des Platinschwamms je. 
der zu beleben in einem Draht, dem man sie mehrmals durch dies 
Verfahren mitgetheilt hat. 
Man weiß bis jetzt durchaus nicht anzugeben, welche eigen 
thümliche Veränderung das Platin durch die Säure erleidet, die es 
dieser erhöhten Wirksamkeit fähig macht. Indeß ist es an sich inter- 
esiant und wichtig, daß eine solche Veränderung in Säuren Statt 
findet, die inan gewöhnlich als ohne Einwirkung auf Las Platin 
ansieht. Auch haben wir uns schon einigemal auf diese Verände 
rungen bezogen. 
Nicht allein die Verbindung des Wasserstoffes mit dem Sauer 
stoff, sondern auch andere Verbindungen gasförmiger Körper vermö 
gen durch das Platin unter den angegebenen Bedingungen begün 
stigt zu werden *. 
So verwandelt sich eine Mischung von oxydirtem Stickgas und 
Wasserstoffgas durch den Einfluß des Platinschwamms unter Er 
glühen desselben in Wasser und Stickgas; salzs. Gas zersetzt sich 
langsam mit Sauerstoffgas in Chlor und Wasser; ölbildendes Gas 
so wie die Dämpfe von Alkohol und Aether bestimmen zwar nicht 
bei gewöhnlicher Temp. den Platinschwamm zum Glühen in atm. 
Luft, wohl aber wenn er vorher bis zu einem gewissen Grade er 
hitzt ist ** *** ♦ 
Die bis jetzt erwähnte Eigenschaft ist dem Platin nicht eigen 
thümlich, sondern auch Rhodium, Iridium und Palladium 
erglühen unter denselben Umständen als das Platin schon bei ge 
wöhnlicher Temperatur, und das Osmium, nach Erwärmung auf 
40° bis 50° C. im Knallgas Sonst hat kein Metall bei so 
niederer Temp. aus das Knallgas eine Wirkung; bei mehr oder min 
der erhöhten Temperaturen aber, immer jedoch noch unter dem Sied- 
punct des Quecksilbers, äußern alle Metalle eine mehr oder minder 
* Vcrgl. Dulong und Thenard in Döbercincr zur pnenm. Chem. 
IV. 9. — Döbcrcincr cbcnd. 66. — Derselbe in Schwcigg. I. XLU. 
60. — Van M ou 6 in Kastn. VI. 81. — Henry in Bull, des sc. rnath. 
1824. oct. 244. — Dana in Schwcigg. I. XLIII. 380. 
** Eine Verbindung von Chlor und Wasserstoff gelang nicht zu bewerk 
stelligen ; so wie auch nach Döbercincr ganz reines Kohlenstofforydgas, 
ferner Aminoniackgas, Schwefclwasscrstoffgqs n. s. w. nicht mit Sancrstoffgas bei 
gcw. Temp. durch de» Platinschwamm verbrennen. Nach Van M o n s kann 
jedoch die Gegenwart von etwas freiem Wasserstoffgas solchen Gemengen die Ent 
zündbarkeit durch Platinschwamm ertheilen und es ist deshalb wahrscheinlich, 
daß die, welche sie bei jenen Gemengen beobachteten, mit keinen reinen Gasen 
operirtcn. 
*** Auch das beim Auflösen des Platincr^cs in Königswasser zurückbleibende 
schwarze Pulver, bestehend aus Iridium und Osmium, ist rothgeglüht und dann 
erkaltet fähig das Knallgas zu entzünden (Garden). Nach Döbercincr 
entzündet der aus Jridinmsalmiack dargestellte Jridiumstaub das Knallgas schneller, 
als Rhodium- oder Palladiumstaub.
	        
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