Wirkungen des Platinschwamms rc. 539
kräftige Wirkung *. Ja selbst nicht metallische Substanzen, wie
Bimsstein, Porzellan, Glas, Bergkrystall bestimmen die Verbren
nung des Knallgases bei Temperaturen unter 350° C., und zwar
merklich starker, wenn sie in eckigen, als wenn sie in abgerundeten
Stücken angewandt werden.
Was die Erklärung der vorstehenden Thatsachen anlangt, so
müssen wir gestehen, daß sie sich bis jetzt noch nicht in genügender
Art geben laßt. Allen Anschein hat es für sich, daß das Zusam
menwirken mehrerer Umstande ersoderlich ist, damit ein Metall fähig
werde, eine so rasche Verbindung von Sauerstoff und Wasserstoff
zu bewirken, als wir in Bezug zum Platin und einigen andern
Metallen beschrieben haben. Das eine Erfoderniß ist offenbar eine
sehr große Negativität des Metalls, da blos die elektronegativsten
Metalle diese Eigenschaft in einem auffallenden Grade zeigen; und
hiedurch erhalt die Ansicht viel Wahrscheinlichkeit, die gleich Anfangs
Döbereiner zur Erklärung dieser Erscheinungen aufstellte, daß das
Wasserstoffgas durch Berührung mit. dem Platin so stark positiv
elektrisch wird, um eine sehr schnelle Verbindung mit dem Sauer
stoff zu gestatten; gerade wie wir auch positive Metalle selbst um
so leichter oxydirt werden sehen, mit einem je negativern Metalle
sie in Berührung gesetzt werden. Jedoch kann hievon allein die
Erscheinung nicht abhangen.
In der That sehen wir, daß das Platin nicht unter allen Ge
stalten und in allen Zustanden die Knallgas verdichtende Eigenschaft
besitzt; daß vielmehr Temperaturerhöhung, feine Vertheilung oder
Reducirung auf dünne Drahte oder Blätter, ein schwammartiger
Zustand oder Eintauchen in Saure, Erfodernisse oder Beförderungs
mittel für diese Eigenschaft sind, und daß auch andere Körper, welche
keine vorstechende Negativität besitzen, diese Eigenschaft zwar in einem
ohne Vergleich schwächern Grade als die negativen Metalle, aber
doch inimer noch sehr deutlich besitzen.
Wie sehr befördernd für dergleichen Wirkungen ein fein zer
theilter Aggregatzustand oder schwammartiger Zustand seyn könne,
lehren besonders die Thatsachen, die Magnus neuerdings in Bezug
auf die pyrophorischen Eigenschaften einiger, bei niedriger Temperatur
durch Wasserstoffgas reducirten, Oxyde gemacht hat. In der That
fand er, daß nicht nur reines Eisenoxyd, sondern auch reines
Nickel- und Kobaltoxyd, wenn sie durch Wasserstoffgas bei
einer Temperatur unter der Nothglühhltze reducirt worden,
wo kein Schmelzen oder Zusammensintern derselben Statt sinden
* Gold in Blechen (lames) wirkt bei 280° C., in dünnen Blättern bei
260° C., als feines Pulver bei 120° C. — Auch die erhitzten Oxyde von Man-
gan, Nickel, Kobalt, Zinn, Uran u. s. w. sind wirksam. — Mehrere andere sehr
wirksame Substanzen hat Kästner (s. Arch. VII. 232.) angegeben.