540 Wirkungen de6 Platinschwamms rc.
kann, dann an die Luft gebracht, glühend werden und sich
wieder oxydiren, daß aber diese Erscheinung weder bei leicht
schmelzbarer« Merallen noch bei den angegebenen Metallen erfolgt,
wenn sie über der Roth glüh Hitze reducirt werden, wo wahr
scheinlich ihr fein zertheilter Zustand durch Zusammenschmelzen auf
gehoben wird. Setzt man jedoch dem Eisen- oder Nickeloxyd vor
der Reduction etwas Thonerde oder Beryllerde zu, so kann ihre
Reduktion dann auch bei Nothglühhitze geschehen, ohne Beeinträch
tigung ihrer pyrophorischen Eigenschaften; wahrscheinlich, weil der
Zusatz der Erde das Zusammenschmelzen erschwert. Möglich ist,
daß bei den hier betrachteten Fällen etwas, von den reducir-
ten Metallen condensirter, Wasserstoff mit an der Erscheinung Theil
habe. Jedoch ist es Magnus geglückt, ein metallisches Pul
ver aufzufinden, was sich von selbst entzündet, ohne alles Beiseyn
von Wasserstoff. Wenn man nämlich kleesaures Eisen, bis zur
Zersetzung der Kleesäure, im verschlossenen Gefäße erhitzt und in
diesem erkalten läßt, so erhält man auf diese Weise metallisches
Eisen in sehr fein vertheiltem Zustande, welches sich an der atm.
Luft von selbst entzündet. Indeß verliert auch dieses Pulver seine
Entzündlichkeit, wenn man nur ein wenig zu starke Hitze bei Zer
setzung der Kleesäure anwendet.
Schließlich mögen hier noch einige nützliche und interessante
Anwendungen der bisher erörterten Thatsachen angeführt werden.
Die Fähigkeit des Platinschwamms oder Platinpulvers, die
Verbindung des Wasserstoffs und Sauerstoffs zu bewerkstelligen, hat
eine Anwendung derselben zu eudiometrischen Versuchen veranlaßt
Döbereiner bediente sich hiezu früher poröser Kugeln, von 1 bis
14 Lin. Durchmesser, gebildet aus Platinstaub, mit etwas Thon
und Wasser vermengt (und nachdem sie lufttrocken geworden bis
zum Weißglühen erhitzt), die an einem Platindraht in die Eudiome
terröhre eingebracht wurden. Eine einzige solche Kugel reicht hin,
2, 3 und mehr Cubikzolle Knallgas zu verdichten und kann zu
demselben Zwecke, wenn man sie nach jedesmaligem Gebrauche wie
der trocknet, wohl 1000 mal benutzt werden.
Seit kurzer Zeit jedoch hat Döbereiner das Platin auf
eine noch vortheilhaftere Weise zu demselben Zweck zu benutzen ge
wußt, indem er mittelst eines eigenthümlichen Verfahrens m Glas
* Man findet eine Beschreibung und Abbildung des Döbercincr'schcn Eudio
meters mit Pkatinkugeln i» s. pneum. Chem. IV. 65. oder im Laboratorium
H. 6. Taf. XXIII. — Vcrgl. über Versuche mit dem Platiucudiomctcr: Dö-
b crein er pneum. Eh. IV. 36. 65. — J. of Sc. N. XXXII. 374.; Ed.
pliil. J. N. XXI. Jul. 1824. 99. — Pleischl in Schweigg. I. XLII.
** Man überzieht das Glas mit einer Ausl, von Chlorplatin (salzs. Platin)
in Alkohol mittelst eines Pinsels, (äßt den Uchcrzug abtrocknen und erhitzt dann
das Glas zum Glühen.