Full text: Lehrbuch der Experimental-Physik oder Erfahrungs-Naturlehre (Vierter Band)

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Vom Magnetismus durch Drehung. 
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Die Richtung der Kraft, welche die Ablenkung der Magnet 
nadel über einer gedrehten Scheibe bewirkt, ist offenbar parallel mit 
der Schetbe und senkrecht auf die Richtung ihrer Radien. Indeß 
ist diese Kraft doch nur eine Seitenkraft der ganzen Kraft, welche 
die in Bewegung gesetzten Scheiben ausüben; denn es erhellt aus 
Arago's und Pohls Versuchen, daß bei gehöriger Anordnung 
des Apparats auch eine Kraft sichtbar gemacht werden kann, welche 
senkrecht ist auf die Ebene der Scheibe und zwar abstoßend, und 
eine andre Kraft, welche parallel mit dem Radius der Scheibe 
wirkt, so daß die Gesammtkraft, welche von der in Drehung 
gesetzten Scheibe ausgeübt wird, eigentlich die Mittelkraft aus diesen 
drei Seitenkräften ist, davon immer eine oder die andre durch die 
Art, wie die Magnetnadel aufgehangen oder unterstützt und in Be 
zug zur Scheibe angebracht ist, aufgehoben werden kann. 
Um die abstoßende, senkrecht auf die Ebene der Scheibe wir 
kende, Seitenkraft nachzuweisen, stellte Arago folgenden Versuch 
an. Eine Magnetnadel wurde vertical an einem Faden am Ende 
eines Wagebalkens aufgehangen und durch Gewichte auf der andern 
Seite ins Gleichgewicht gebracht. Als man nun unter dem untern 
Ende dieser Nadel eine Kupserscheibe sich drehen ließ, wurde eine 
Abstoßung der Nadel beobachtet. Man kann auch diesen Ver 
such mit einer Inclinationsnadel anstellen. 
Um ferner die Seitenkraft nachzuweisen, welche parallel mit 
der Ebene der Scheibe in der Richtung ihrer Radien wirkt, brachte 
Arago eine Inclinationsnadel successiv über verschiedene Puncte 
eines Radius der Scheibe oder seiner Verlängerung, doch so, daß 
die Drehungsaxe der Nadel stets durch den Mittelpunct der Scheibe 
gieng. Fiel nun die Spitze der Nadel außerhalb der Scheibe, so 
wurde sie weit vom Drehungsmittelpunct abgestoßen. Diese Ab 
stoßungskraft nahm in dem Maße ab, als die Nadel nach der Mitte 
der Scheibe hinbewegt wurde, war in einem gewissen Abstand davon 
null und verwandelte sich dann in eine anziehende Krast, um im 
Mittelpunct selbst wieder null zu werden; und es giebt sonach auf 
jeder Scheibe einen Punct zwischen Umkreis und Centrum *, wo 
die in Rede stehende Seitenkraft null und von dem sie jenseits 
abstoßend, diffeits anziehend gegen das Centrum ist. 
Wenn man anstatt einer sich horizontal drehenden Scheibe 
eine sich vertical drehende anwendet, so kann man letztere Erschei 
nungen auch mit einer horizontalen Magnetnadel nachweisen, wie 
dies von Pohl geschehen ist. 
Was das Ursächliche der in Rede stehenden Erscheinungen be 
trifft, so ist man darüber noch nicht ganz im Reinen. Bald nach 
dem dieselben bekannt geworden waren, gab man von mehrern Sei 
ten folgende, dem ersten Anblick nach viel Scheinbares für sich 
* Dieser Punct liegt näher am Umkreis als am Centrum.
	        
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