Full text: Lehrbuch der Experimental-Physik oder Erfahrungs-Naturlehre (Vierter Band)

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Gesetze des Erdmagnetismus. 
beständig«) Richtung nach Nord-West beibehält, entspringt im gro 
ßen Südmeer, schneidet die westliche Spitze von Ncubolland, geht 
durch das Indische Meer hindurch, tritt in das Festland von Asien 
am Cap Comorin ein, und steigt von da durch Persien und das 
westliche Sibirien nach Lappland auf. Was aber sehr merkwürdig 
ist, bei der Inselgruppe von Asien spaltet sich diese Linie und giebt 
einen andern Zweig ab, der in einer fast ganz südnördlichen Rich 
tung, durch diese Inselgruppe hindurch, dann weiter durch China 
geht, und im östlichen Theil von Sibirien wieder hervortritt 
Die beiden Zweige, welche diese Linie schneiden, verrücken sich ent 
weder nicht, oder bewegen sich doch nur sehr langsam. Wie es 
scheint, hat sich die Abweichung seit 140 Jahren in Neuholland 
nicht merklich verändert. 
Man findet noch Andeutungen einer vierten Linie ohne Abwei 
chung , welche von Cook im Südmeer bei dem Punct der größ 
ten Biegung des magnetischen Aequators beobachtet worden ist. 
Diese Linie ist durch die Seefahrer nicht weiter nördlich verfolgt 
worden; es ist jedoch ausnehmend wahrscheinlich, daß sie sich dahin 
fortsetzt; denn Humboldt hat die sehr richtige Bemerkung ge 
macht, daß, weil die Abweichung zu beiden Seiten jeder Linie ohne 
Abweichung ihr Vorzeichen ändert, und von östlich westlich wird, 
nothwendig die Zahl der Linien ohne Abweichung auf dem ganzen 
Umfang der Erde gerade seyn muß, damit man nach allen Ab 
wechslungen von Plus und Minus wieder auf das nämliche Vor 
zeichen komme 
Nachdem die Richtung der Linien ohne Abweichung bestimmt 
worden ist, muß man, um die andre Gränze der Erscheinungen 
festzustellen, die Reihe der Orte aussuchen, wo die Abweichung am 
größten ist. Man findet auf diese Weise eben so unregelmäßige 
Linien, die ihre Lage zwischen den vorigen haben. Die größte aller 
Abweichungen in der südlichen Halbkugel ist von Cook unter 60° 40' 
* Diese Spaltung der Linie ohne Abweichung, welche Biot hier »ach 
lc Mounier behauptet, findet nach Hansteen (Gilb. LXXY. 194) durchaus 
nicht Statt. Dcuu in diesem Fall müßte sie sich in Persien, das über 5° westk. 
Abweichung hat, in 3 Acstc theilen, und der eine westwärts der Insel Sachalin 
und etwas ostwärts von Irkutsk, wo die Abweichung westlich ist, der zweite in der 
Nähe von Irkutsk und der dritte vorbei Kasan nach dem weißen Meere gehen, 
was sich aber auf keine Weise mit den bekannten Beobachtungen vereinigen läßt. 
Nach Hanstccn giebt es gegenwärtig eigentlich nur zwei Linien ohne Abwei 
chung, welche beide die Erde und die Puncte, wo die Neigung gleich 90° ist, 
durchschneiden; so daß sie im Grunde in eine einzige zusammenfließen, welche 
solchergestalt die Erdoberfläche in zwei Halbkugeln, die der östlichen und die der 
westlichen magnetischen Abweichung theilt. 
** Sowohl Hansteen (Gilb. LXXY. 194) als Kupffer (Schwcigg. I. 
N. R. XXl. S. 159) haben jedoch gezeigt, daß die Regel, daß die Abweichung zu 
beiden Seiten der Linie ohne Abweichung ihr Vorzeichen ändern müsse, sich in der 
Erfahrung nicht bestätige; daher auch der oben aus dieser Voraussetzung gezogene» 
Folgerung keine Gültigkeit zukommen kann.
	        
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