Full text: Lehrbuch der Experimental-Physik oder Erfahrungs-Naturlehre (Vierter Band)

156 Elektromagnetismus. 
als eine Legirung von Eisen mit einer kleinen Menge von Kohle ist. 
Aber weder in Silber, noch Kupfer, noch sonst irgend einem andern 
Metall hatte man bisher Magnetismus zu erregen vermocht. Der 
elektrische Strom verleiht ihnen denselben. Er ertheilt ihnen densel 
ben ferner nur vorübergehend, so lange er sie durchstreicht, und end 
lich, wie wir sogleich finden werden, er vertheilt ihn durch ihre ganze 
Masse auf eine eigenthümliche Weise, die in nichts der Vertheilungs 
art nahe kommt, welche wir durch das Magnetisiren nach unsern ge 
wöhnlichen Verfahrungsarten, die im Streichen nach der Lange mit 
Magneten bestehen, hervorrufen. 
Um diese neuen Erscheinungen auf die'einfachste Weise hervor 
zurufen, muß man, wie Qersted that, den Volta'schen Kreis durch 
einen einfachen Metalldraht oder eine Metallsaite, ZMC, Taf. XI. 
Fig\ 1, schließen, der (oder die) sich leicht nach allen Richtungen 
wenden und biegen laßt. Darauf setzt man auf einen fein zuge 
spitzten Stift eine horizontale recht bewegliche Magnetnadel 8 X, und 
wenn sie in der Richtung zur Ruhe gekommen ist, die sie vermöge 
der Wirkung des Erdmagnetismus annehmen muß, nimmt man ein 
biegsames Stück des Schließungsdrahtes, spannt es parallel mit der 
Nadel aus und nähert es ihr langsam, entweder oberhalb oder un 
terhalb, links oder rechts. Sogleich sieht man die Nadel von ihrer 
Richtung abgelenkt werden. Was aber diese Erscheinung noch merk 
würdiger macht, ist, daß die Richtung, nach der sie abgelenkt wird, 
verschieden ist, je nach der Seite, an welcher ihr der Schließungs 
draht dargeboten wird. Um die nähern Umstande dieser erstaunens 
würdigen Erscheinungen sich leichter begreiflich zu machen, und sie 
auf bestimmte Ausdrücke zu bringen, nehme man an, daß sich der 
Schließungsdraht horizontal von Norden nach Süden in der Rich 
tung des magnetischen Meridians selbst, in dem die Nadel zur Ruhe 
kommt, erstrecke, und daß sein Nordende an den Kupferpol, sein 
Südende an den Zinkpol des Volta'schen Apparats befestigt sey. Man 
stelle sich ferner vor, daß die Person, welche den Versuch anstellt, 
nach Norden, mithin nach dem Kupferpol des Drahts hinsieht. Wird 
nun der Draht über die Nadel gebracht, Taf. XI. Fig-. 2, so weicht 
der Nordpol derselben westwärts: wird er unter sie gebracht, Füg-. 4, 
so geht er nach Osten; bringt man den Draht an die rechte oder 
linke Seite der Nadel, so wird sie nicht mehr nach der Seite abge 
lenkt, aber sie verliert ihre horizontale Richtung. Im ersten Falle 
erhebt sich ihr Nordpol, Fig> 3, im zweiten senkt er sich, Fig-. 5. 
Führt man nun so den Schließungsdraht rings um die Nadel in 
parallel bleibender Richtung herum, so thut man dabei im Grunde 
weiter nichts, als daß man ihr denselben mit verschiedenen Seiten 
seines kreisförmigen Umfangs darbietet, ohne in etwas das eigenthüm 
liche Streben der Nadel nach den magnetischen Erdpolen zu verän 
dern. Weil nun die Abweichung des Arms MN der Nadel, die bei 
diesen successiven Lagen eintritt, erst von Rechts nach Links geht.
	        
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