Full text: Lehrbuch der Experimental-Physik oder Erfahrungs-Naturlehre (Vierter Band)

160 Elektromagnetismus, 
Oscillationen hinlänglich langsam werden, daß die Erdkraft als auf 
gehoben betrachtet werden kann. Ist alsdann die Entfernung des 
Stabes noch sehr groß, im Verhältniß zu den Dimensionen der Na 
del, wie wir vorausgesetzt haben, so wird die nämliche Ausgleichung 
der Wirkung in nicht merklich unterschiednem Grade für alle Lagen 
Stakt haben, welche die Nadel um ihren Mittelpunct vermöge der 
Einwirkung jeder andern Kraft, die ihren eigenthümlichen magneti 
schen Zustand nicht verändert, anzunehmen vermag, und man wird 
alsdann die Nadel für ganz eben so frei annehmen können, als wenn 
kein Erdkörper vorhanden wäre, der auf sie wirkte, und man sich 
mit ihr in den weiten Raum hinein begeben hätte. Wir werden 
weiterhin sehen, wie sich selbst noch das, was an der völligen 
Schärfe dieser Ausgleichung fehlt, berichtigen ließe. 
Dies ist der Jndifferenzzustand, in den wir zuvörderst die, uns 
zu unsern Beobachtungen dienende, Nadel versetzten. Nachdem wir 
uns von der Vollkommenheit desselben zur Genüge überzeugt hatten, 
ließen wir den Volta'schen Strom durch einen recht cylindrischen 
kupfernen Schließungsdraht ZC hindurchgehen, den wir zuvor ver- 
tical vor der Nadel in einer bekannten Entfernung von derselben aus 
gespannt hatten, und der hinlänglich lang war, daß seine Enden, 
welche gekrümmt werden mußten, um sie an die Pole des Volta' 
schen Apparats befestigen zu können, auf die Nadel wegen ihrer Ent 
fernung nur eine so schwache Wirkung äußerten, daß diese sich un 
gestraft vernachlässigen ließ. Diese Anordnung diente sonach den 
Erfolg der Wirkung eines ins Unbestimmte ausgedehnten verticalen 
Drahts auf eine horizontale und freie Magnetnadel zu zeigen. So 
wie der Volta'sche Strom den Draht zu durchlaufen begann, drehte 
sich die Nadel in eine auf die Axe des Drahts quere Richtung, 
dem von O ersted angegebenen Charakter der Umkreisung gemäß, 
und gerieth darauf in oscillirende Bewegungen zu beiden Seiten die 
ser Richtung, nach Art eines, aus der Verticale abgelenkten, und 
nach beiden Seiten derselben vermöge der Wirkung der Schwere 
oscillirenden Pendels; endlich kam sie in dieser Richtung zur Ruhe, 
als ihren Excursionen durch den Widerstand der Luft nach und nach 
Einhalt gethan worden war. Die progressive Art, wie sich die Nadel 
dieser Lage, in der sie zur Ruhe kommen sollte, allmälig angenähert 
hatte, gab zur Genüge zu erkennen, daß der, in derselben Statt 
findende, Zustand des Gleichgewichts ein beharrlicher sey, und wirk 
lich, wenn man sie nur ein wenig daraus ablenkte und dann sich 
selbst überließ, kehrte sie, wie vorhin, durch eine Folge von Oscil 
lationen darein zurück. Um nun die Charaktere der Mittelkraft zu 
bestimmen, die sie dahin zurückführte, brachten wir sie auf diese 
Weise zu Excursionen von geringer Weite; beobachteten darauf mit 
Hülfe einer vortrefflichen Breguetschen Uhr mit doppelter Feder, 
welche halbe Secunden angab, die Zeit, die zur Vollbringung einer 
gewissen Zahl von Oscillationen, z. B. von zwanzig, erfodert wurde,
	        
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