195 Elektromagnetismus.
Drahts hervortritt, sich über einen sichtbaren Theil der Kreiseinthei-
lung hinbewegt. Man bedeckt das Ganze mit einer Glasglocke, um
die Nadel vor Störungen durch die Bewegungen der Luft zu schützen,
und laßt blos unter dieser Glocke die beiden Enden des Verbindungs-
drahts hervortreten, welche man in kleine mit Quecksilber gefüllte
Glasgefäße taucht, die auf dem Tisch, auf welchem man operirt,
befestigt sind. Um alsdann den, durch irgend einen elektromotorischen
Apparat entwickelten, Strom durch den Multiplicator hindurchgehen
zu lassen, braucht man blos eine Verbindung zwischen den Polen
dieses Apparats und dem Quecksilber der kleinen Gefäße einzuleiten.
Wenn der Multiplicator nach der beschriebenen Weise mit einer hin
länglichen Zahl von Windungen angeordnet ist, so zeigt er sich von
so ausnehmender Empfindlichkeit, daß es hinreicht, die beiden Enden
des Drahts mit den beiden leicht befeuchteten Gegenftächen eines ein
zigen Plattenpaars aus Kupfer und Zink in Berührung zu setzen,
um sogleich eine beträchtliche Ablenkung der Nadel hervorzurufen,
durch die sie fast bis auf einen rechten Winkel aus ihrem magneti
schen Meridian fortgetrieben zu werden vermag; ja man konnte die
Empfindlichkeit dieses Apparats noch dadurch erhöhen, daß man durch
die Gegenwart eines künstlichen Magneten die Erdkraft schwächte,
welche die Nadel in diesen Meridian zurückzuführen strebt.
Dieses bewundernswerthe Instrument har auf solche Art die
Entwickelung der beiden Elektricitäten unter einer unendlichen Menge
von Umständen sichtbar und meßbar gemacht, wo sich durch alle an
dern elektromotorischen Mittel nur unsichre und keine Schätzung zu
lassende Zeichen derselben ergaben, und man sieht hiedurch auch für
die Zukunft den Weg noch für eine große Anzahl wichtiger Entdek-
kungen geöffnet.
So hatten mehrere Physiker schon vor langer Zeit behauptet,
daß bloße. Temperaturungleichheit zwischen sich berührenden Substan
zen eine Entwickelung von Elektricität hervorzurufen vermögend sey.
Seeb eck setzte diese Thatsache außer Zweifel, indem er zeigte, daß
ein geschlossener Bogen aus zwei verschiedenen Metallen die Magnet
nadel ablenkt, wenn er an einem oder auch an mehrern Puncten,
aber auf nicht symmetrische Weise, erhitzt wird. Weit stärker tritt
dieser Erfolg hervor, wenn man sich des Multiplicators dabei be
dient; und er hat selbst bei einem Bogen aus einem einzigen Metall
Statt, wie von Becquerel nachgewiesen worden ist. Den
Versuch hierüber anzustellen, tauche man in die beiden Gefäße
V, V', Taf. XII. Fig. 21, zwei ganz feine Kupferdrähte F, F', deren
Enden, der Vergrößerung der Oberfläche halber, spiralförmig gewun
den sind. Unter eine dieser Spiralen stelle man eine brennende Alko
hollampe, so daß sie von der Flamme derselben umgeben wird, und
berühre sie, wenn sie roth glüht, nur einen Augenblick mit der andern
Spirale, sogleich wird die Magnetnadel des Multiplicators kräftig
abgelenkt werden.