Full text: Lehrbuch der Experimental-Physik oder Erfahrungs-Naturlehre (Vierter Band)

202 Elektromagnetismus. 
benachbarten Linien. Da überdies der Stab metallisch ist, so dient 
er selbst als Leiter. Allein die Schließung des Kreises, und mithin 
die davon abhängige Erscheinung der Notation würden auch noch 
Statt haben, wenn man selbst den Stab ganz und gar mit einem 
isolirenden Firniß überzöge. 
Man kann diesen Versuch auf solche Weise abändern, daß man 
den Draht CF in ein kleines, mit Quecksilber gefülltes, metallnes 
Becherchen tauchen läßt, welches auf dem obern Pol des Stabes selbst 
befestigt ist, Taf. XII. Fig\ 25, wobei die Schließung des Kreises 
durch den seitlich angebrachten Draht F' Z wie vorhin bewerkstelligt 
wird. Zn diesem Fall dient der obere Theil des Stabes dem Volta'- 
schen Strom selbst als Leiter, und die Kräfte, welche zur Seite 
davon ausgehen, bringen ihn vermöge ihrer Wirkung auf den Pol X 
zu einer raschen Drehung um sich selbst. Dieser Erfolg würde nicht 
mehr Statt haben, wenn das EndeF' des zweiten Leitungsdrahtes, 
anstatt zur Seite etwas unterhalb X angebracht zu seyn, sich un 
mittelbar unter dem entgegengesetzten Pol 8 des Stabes befände; 
denn da alsdann der Strom den Stab in seiner ganzen Länge durch 
liefe, so würde er auf seine Pole mit gleicher Stärke wirken, und 
indem er sie nach entgegengesetzter Richtung zu drehen strebte, eine 
Gesammtwirkung gleich null geben, so daß gar keine Drehung des 
Stabes erfolgen würde. 
Faraday war es, der diese sinnreiche Anwendung der trans 
versalen Kraft, die ein vom Volta'schen Strom durchlaufener Ver 
bindungsdraht ausübt, zuerst verwirklichte. Man hat seinen Versuch 
seitdem mir den mannigfachsten Abänderungen wiederholt, die nach 
den von uns gegebenen Erörterungen ohne Weiteres verständlich seyn 
werden. Da sich ein Magnet durch die Wirkung eines Verbindungs 
drahtes in Drehung versetzen läßt, so muß sich umgekehrt dieser Draht 
durch die Gegenwirkung des Magnets zu einer Drehung bringen 
lassen. Unter den vielfältigen Anordnungen, durch die man diesen 
Zweck erreichen kann, wählen wir die folgenden aus, well sie die 
Erscheinung unter dem einfachsten Gesichtspuncte darstellen. Sie rüh 
ren von Pouillet her, der meines Erachtens zuerst eine genügende 
Analyse dieser Bewegungen gegeben und mit Schärfe nachgewiesen 
hat, wie sie von der transversalen Kraft abhängen. 
VV, V'V', Taf. XII. Fig. 26, sind zwei Metallgefäße mit flachem 
Boden, in der Mitte mit einem runden Loche durchbohrt, an welche 
eine anpassende Dille (douille) gefügt wird, die inwendig mit einem 
nicht leitenden Stoffe ausgekleidet ist. Diese Dillen nehmen den 
Metallstab TT' auf, der mit starker Reibung hindurchgeht, und 
dazu dient, die beiden Gefäße in einem beständigen Abstand, wie 
man ihn bezweckt, festzuhalten. Der obere Theil dieses Stabes trägt 
ein kleines, inwendig gut polirtes, Glas - oder Agatgefäß, in welches 
man eine metallne Spitze einsetzt, die allen Systemen von Leitern, 
welche in Drehung um den centralen Stab TT' kommen sollen, als
	        
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