Full text: Lehrbuch der Experimental-Physik oder Erfahrungs-Naturlehre (Vierter Band)

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Anziehungen und Abstoßungen. 
Sturme den Anblick des Himmels verdecken, zu finden. Eine 
Magnetnadel, im Gleichgewicht auf einem Stifte schwebend, wird 
ihr Führer, der sie eben so sicher leitet, als es der Anblick der Ge 
stirne vermag. Diese eben so nützliche als einfache Erfindung ist 
kaum weiter als bis ms zwölfte Jahrhundert zurück zu datiren. 
Bis dahin durften die Schiffer nicht wagen, sich weit von den 
Küsten zu entfernen. Die Entdeckung der Boussole oder des 
Schiffscompasses setzte sie in den Stand, in das hohe Meer 
hineinzusteuern und neue, von den mächtigsten Nationen des Alter 
thums ungekannte, Lander aufzusuchen. 
Was für die meisten der nützlichsten Erfindungen, gilt auch für 
diese; man kennt den Namen dessen nicht, welchem das menschliche 
Geschlecht eine so große Wohlthat verdankt. Man weiß nicht ein 
mal genau, welches die Nation war, die zuerst die Polarität der 
Magnetnadel als Mittel benutzte, eine Richtung im Raume sicher 
zu bezeichnen. Die Jesuitischen Missionarien versichern, daß man 
bei den Chinesen Spuren dieses Gebrauchs, die sich in ein sehr 
hohes Alterthum verlieren, findet; jedoch glauben sie, daß man sich 
desselben nur als Mittel, Richtungen des Weges auf dem Lande zu 
finden, bediente, nicht aber daran dachte, auf dem Meere Gebrauch 
davon zu machen; was unstreitig viel wichtiger ist, weniger jedoch 
es für ein Volk seyn konnte, dessen Schifffahrt immer nur sehr be 
schrankt gewesen zu seyn scheint. Wie dem auch sey, so findet man 
sichere Beweise von der Kenntniß und dem Gebrauch des Schiffs- 
cpmpasses ums Jahr 1150. 
Dies find die vornehmsten Erscheinungen der magnetischen An 
ziehung und Abstoßung. Bevor wir sie auf eine Theorie zurück 
führen, will ich noch einige andre Thatsachen naher erörtern, von 
denen ich deshalb nicht früher sprach, um den Gang der Darstel 
lung nicht zu unterbrechen. 
Lange Zeit hat man den Stahl und das Eisen für die einzi 
gen des Magnetismus fähigen Substanzen gehalten; jedoch in den 
neuen Zeiten entdeckt, daß auch Nickel und Kobalt desselben theil 
haftig gemacht werden können. Wenn selbst diese Metalle durch 
chemische Versahrungsartcn aufs Sorgfältigste gereinigt worden sind, 
lassen sich die, daraus verfertigten, Nadeln magnetisch machen, und 
zeigen dann ein sehr starkes Bestreben, die magnetische Richtung 
anzunehmen; vielleicht zwar kein so starkes als Stahlnadeln, das 
fich jedoch auf keinen Fall einem etwa darin zurückgebliebenen Rück 
stand von Eisen zuschreiben läßt, der, nach der angewandten Ver- 
fahrungsart, wo nicht null, doch ganz unmerklich seyn muß. Wei 
terhin werden wir sehn, was von dem Magnetismus zu halten ist, 
den mehrere Physiker dem Kupfer und verschiednen andern Körpern 
beigelegt haben. 
Ein magnetischer Stab, aus welchem Metall er immer beste 
hen mag, verliert seine Eigenschaft, wenn er bis zum Weißglühen
	        
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