Full text: Lehrbuch der Experimental-Physik oder Erfahrungs-Naturlehre (Vierter Band)

Es ergiebt sich ferner aus diesen Erscheinungen, daß wir die 
Trabanten des Jupiters in dem physischen Augenblick, wo sie in den 
Schatten ihres Planeten treten, noch außerhalb desselben erblicken, 
weil die Wahrnehmung, die wir in diesem Zeitpunct von denselben 
erhalten, noch vor ihrer vorgängigen Gegenwart an dem Ort ihrer 
Bahn herrührt, wo sie sich einige Augenblicke vorher befanden; und 
eben so sind sie in dem Augenblick, wo sie uns zu verschwinden schei 
nen, in der That schon lange ins Dunkel getreten. Die Mittheilung 
also, vermöge deren sich ihre Gegenwart an einem Orte kund thut, 
pflanzt sich auch noch, nachdem sie denselben verlassen haben, fort. 
Entweder also muß diese Mittheilung durch Pulsationen (Wellen 
schläge) in einer elastischen Flüssigkeit, die sie von den leuchtenden 
Körpern bis zu uns fortpflanzt, wie der Schall durch die Luft fort 
gepflanzt wird, oder durch ein wahres Ausströmen materieller, von 
den leuchtenden Körpern ausgestoßener, Theilchen Statt finden. 
Jedenfalls, da die Wahrnehmung des Sehens selbst durch die Masse 
gewisser Körper hindurch Statt hat, die man durchsichtig nennt, 
müssen die Pulsationen der elastischen Flüssigkeit auch durch die Poren 
dieser Substanzen sich fortpflanzen, oder die Lichttheilchen sich darin 
und selbst hindurch fortbewegen können. 
Beide Meinungen (Emanations- und Undulationstheorie) zahlen 
ihre Anhänger. Die, welche der Annahme einer elastischen Flüssig 
keit geneigt sind, führen zu Gunsten ihrer Ansicht die Leichtigkeit an, 
mit der diese Vorstellung die schnelle und gleichförmige Fortpflanzung 
erklärt. Sie finden Schwierigkeiten darin, sich Körpertheilchen zu 
denken, welche mit einer Geschwindigkeit, wie sie den Lichttheilchen 
zukommen müßte, begabt wären, und zugleich so fein seyn müßten, 
um einen leichten Durchgang durch die Poren der durchsichtigen Kör 
per zu finden. Hierüber müssen wir durch die Erscheinungen Beleh 
rung zu erhalten suchen; denn an sich ist nichts schnell oder lang 
sam, noch groß oder klein. Die Geschwindigkeit einer Kanonenkugel 
erscheint uns so schnell, daß unsere Augen ihr nicht zu folgen ver 
mögen; doch ist sie sehr langsam in Verhältniß zur Axendrehung der 
Erde; diese wieder sehr langsam in Verhältniß zur Geschwindigkeit 
der jährlichen Bewegung und diese letzte endlich weit geringer, als 
die Geschwindigkeit der Fortpflanzung des Lichts. Allerdings fällt eS 
uns schwerer, einem Körper eine große Geschwindigkeit einzupflan 
zen, als eine kleine, weil unsere Kräfte beschränkt find; was hat 
aber der beschränkte Umfang unserer Kräfte und der Umfang und die 
Art der, in der Natur wirksamen, Kräfte mit einander gemein oder 
Vergleichbares? Nichts, gar nichts. Wenn man nun mit Beiseit- 
setzung dieses Vorurtheils durch die Erscheinungen Aufschluß sucht, 
so wird man finden, daß eine sehr große Zahl derselben auf eine, 
der Ansicht des Ausströmens genau entsprechende, Weise vor sich geht. 
Das Licht verhält sich bei seinem Durchgänge durch die durchsichtigen 
Körper gerade so, als wenn es aus Theilchen bestände, die von den
	        
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