Full text: Lehrbuch der Experimental-Physik oder Erfahrungs-Naturlehre (Vierter Band)

282 
Von den sphärischen Linsen. 
und nur für entfernte Gegenstände sich der Hülfe von Hohlgläsern 
bedienen, indem der Kurzsichtige nahe Gegenstände ohnehin mit blo 
ßem Auge deutlich erblickt. Es wird selbst von Nutzen seyn, wenn 
die Hauptbrennweite dieser Gläser ein wenig die Weite, in der 
kleine Gegenstände am deutlichsten erscheinen, überschreitet, indem 
sich die Augen durch eine so große Nähe der Bilder bald ermüdet 
finden würden. Hierauf beruht der Zweck und die Einrichtung der 
Drillen (lunettes), in deren Gebrauch man eine Abhülfe für zu 
schlechtes Gesicht sucht. 
Begreiflich würden Gläser dieser Art unvortheilhaft für Weit 
sichtige seyn, die ohnehin schon nahe Gegenstände nicht deutlich zu 
erkennen vermögen, weil sie sich in zu geringer Entfernung von 
ihrem Auge finden. Denn da der Zerstreuungspunct der Hohlgläser 
dem Auge, das einen Gegenstand dadurch ansieht, immer näher 
liegt, als der Gegenstand selbst, so würde für den Weitsichtigen die 
Schwierigkeit, deutlich zu sehen, durch den Gebrauch derselben nur 
noch erhöht werden. Man muß vielmehr in diesem Fall ein Mittel 
suchen, die Bilder weiter als den Gegenstand selbst, von dem sie 
herrühren, zurücktreten zu lassen; und diesen Zweck erreicht man 
mittelst der Sammlungsgläser, wie sich aus einer Untersuchung ihrer 
Eigenschaften bald ergeben wird. 
Bestimmung der Bilder, welche durch Collectivgläser 
hervorgebracht werden. Gebrauch derselben zur 
Abhülfe der Weitsichtigkeit. 
Es sey MAM, Taf. XIV. Fig 1 . 50, das Glas, welches wir 
jetzt für convex annehmen, und SS' der Gegenstand, den ich erst 
über die Brennweite der parallelen Stralen hinaus liegend anneh 
men will. Von seinem obern Ende 8 ziehe man einen Stral SA 
zur Mitte der Linse. Dieser wird die Axe des, vom Punct 8 aus 
gehenden, Lichtbündels darstellen, und, vorausgesetzt, daß die Linse 
sehr dünn ist, wird sich der Vereinigungspunct dieses Bündels irgendwo 
auf der Verlängerung von SA, jenseit der Linse, etwa in f bilden, 
wie die allgemeine Construction zeigt. Alle Stralen nun, welche 
von 8 ausgehen, werden sich in diesem Punct vereinigen, und dar 
auf divergiren, als wenn sie von einem wirklichen, daselbst befind 
lichen Gegenstände ausgiengen. Wiederholt man die nämliche Con 
struction für das andere Ende S', so wird man ebenfalls seinen Ver 
einigungspunct f' auf der Verlängerung der Axe S'A finden, und 
nach derselben Weise auch die Vereinigungspuncte aller zwischen 8 
und S' befindlichen Puncte erhalten. Hiedurch wird in ff' ein um 
gekehrtes Bild des Gegenstandes hervorgebracht werden; und wie 
man sieht, hängt die Umkehrung davon ab, daß die Vereinigungs-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.