Full text: Lehrbuch der Experimental-Physik oder Erfahrungs-Naturlehre (Vierter Band)

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Von der doppelten Stralenbrechrmg. 
seine Richtigkeit bestätigt zu finden. Die von Hauy angenommene 
Kerngestalt ist auch ein, den vorigen hinsichtlich der Winkel gleiches, 
Rhomboid, in welchem aber alle Flachen unter einander gleich find, 
so daß sie zu vollkommen geschobenen Vierecken werden. 
Legt man ein solches Stück rhomboidalen Kalkspaths auf die 
Buchstaben eines gedruckten Buches, oder auf ein Papier, worauf 
Linien und Puncte verzeichnet find, und sieht alsdann durch die Dicke 
des Krystalls hindurch, so erblickt man Alles gedoppelt, so daß jeder, 
unter dem Krystall befindliche, stralende Punct dem Auge zwei Bil 
der zusendet, und mithin zwei Stralen zu ihm gelangen laßt. Dies 
zeigt somit an, daß, umgekehrt, jeder einfallende, ursprünglich ein 
fache, Stral sich beim Hindurchgehen durch das Rhomboid in zwei 
Bündel theilt. Auch kann man dies wirklich nachweisen, indem man 
einen Stral Sonnenlichts mittelst des Heliostats auf den Krystall 
fallen läßt; man wird ihn in zwei unterschiedene Stralen gespalten 
austreten sehen. Um nun das Auseinanderweichen dieser Stralen 
zu messen, und ihre Bahn zu bestimmen, dient folgendes ganz ein 
fache von Malus angegebene Mittel. Man lasse auf eine große 
Elfenbeinplatte, auf welche der Doppelspath gelegt werden soll, ein 
rechtwinkliches Dreieck ABC, Taf. XV. Fig. 75, mit recht feinem 
und schwarzem Zuge eingraben, dessen kleine Seite BC, z. B. ein 
Zehntheil von AC ist. Durch den Kalkspath angesehen wird dies 
Dreieck doppelt erscheinen, in welche Lage man auch das Auge brin 
gen mag; und für jede Lage wird es einen Punct F geben, in 
welchem die Linie A'C', das ungewöhnliche Bild von AC, die Hypo 
tenuse AB schneidet, die ich dem gewöhnlichen Bilde angehörig setze. 
Nimmt man also auf dem Dreieck selbst eine Lange AF' gleich A'F, 
so wird der Punct F' derjenige seyn, dessen ungewöhnliches Bild 
mit dem gewöhnlichen Bilde des als der Hypotenuse AL angehörig 
betrachteten Puncts F zusammenfällt. Der von F ausgegangene 
gewöhnliche, und der von F' herkommende ungewöhnliche Stral ver 
schmelzen also nach ihrem Austritt und geben nur einen einzigen, in 
der Richtung nach dem Auge austretenden, Stral. Umgekehrt, ein 
natürlicher Stral, der nach dieser letzten Richtung vom Orte, wo 
sich das Auge befindet, ausgegangen wäre, und auf den Krystall 
fiele, würde sich in zwei Bündel darin brechen, deren eines zum 
Punct F, das andere zum Punct F' des, unter der Grundfläche des 
Nhomboids verzeichneten, Dreiecks gelangen würde. In der That 
zeigt sich bei den Bewegungen des Lichts allgemein ein solches wech 
selseitiges Verhältniß zwischen den Modificationen der Stralen bei 
ihrem Hin - und Hergang auf der nämlichen Bahn, so daß die näm 
liche Aufeinanderfolge der Wirkungen, nur in entgegengesetzter Ord 
nung, sie trifft. Man kann jedoch hier, und,dies ist von Nutzen, 
die Erscheinung direct durch Versuche mittelst des Heliostats be 
währen. Hienach, wenn die Linien AB, AB, jede, z. B. in tau 
fend gleiche Theile, getheilt ist, deren Zahlen von zehn zu zehn
	        
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