326
Von der doppelten Stralenbrechrmg.
seine Richtigkeit bestätigt zu finden. Die von Hauy angenommene
Kerngestalt ist auch ein, den vorigen hinsichtlich der Winkel gleiches,
Rhomboid, in welchem aber alle Flachen unter einander gleich find,
so daß sie zu vollkommen geschobenen Vierecken werden.
Legt man ein solches Stück rhomboidalen Kalkspaths auf die
Buchstaben eines gedruckten Buches, oder auf ein Papier, worauf
Linien und Puncte verzeichnet find, und sieht alsdann durch die Dicke
des Krystalls hindurch, so erblickt man Alles gedoppelt, so daß jeder,
unter dem Krystall befindliche, stralende Punct dem Auge zwei Bil
der zusendet, und mithin zwei Stralen zu ihm gelangen laßt. Dies
zeigt somit an, daß, umgekehrt, jeder einfallende, ursprünglich ein
fache, Stral sich beim Hindurchgehen durch das Rhomboid in zwei
Bündel theilt. Auch kann man dies wirklich nachweisen, indem man
einen Stral Sonnenlichts mittelst des Heliostats auf den Krystall
fallen läßt; man wird ihn in zwei unterschiedene Stralen gespalten
austreten sehen. Um nun das Auseinanderweichen dieser Stralen
zu messen, und ihre Bahn zu bestimmen, dient folgendes ganz ein
fache von Malus angegebene Mittel. Man lasse auf eine große
Elfenbeinplatte, auf welche der Doppelspath gelegt werden soll, ein
rechtwinkliches Dreieck ABC, Taf. XV. Fig. 75, mit recht feinem
und schwarzem Zuge eingraben, dessen kleine Seite BC, z. B. ein
Zehntheil von AC ist. Durch den Kalkspath angesehen wird dies
Dreieck doppelt erscheinen, in welche Lage man auch das Auge brin
gen mag; und für jede Lage wird es einen Punct F geben, in
welchem die Linie A'C', das ungewöhnliche Bild von AC, die Hypo
tenuse AB schneidet, die ich dem gewöhnlichen Bilde angehörig setze.
Nimmt man also auf dem Dreieck selbst eine Lange AF' gleich A'F,
so wird der Punct F' derjenige seyn, dessen ungewöhnliches Bild
mit dem gewöhnlichen Bilde des als der Hypotenuse AL angehörig
betrachteten Puncts F zusammenfällt. Der von F ausgegangene
gewöhnliche, und der von F' herkommende ungewöhnliche Stral ver
schmelzen also nach ihrem Austritt und geben nur einen einzigen, in
der Richtung nach dem Auge austretenden, Stral. Umgekehrt, ein
natürlicher Stral, der nach dieser letzten Richtung vom Orte, wo
sich das Auge befindet, ausgegangen wäre, und auf den Krystall
fiele, würde sich in zwei Bündel darin brechen, deren eines zum
Punct F, das andere zum Punct F' des, unter der Grundfläche des
Nhomboids verzeichneten, Dreiecks gelangen würde. In der That
zeigt sich bei den Bewegungen des Lichts allgemein ein solches wech
selseitiges Verhältniß zwischen den Modificationen der Stralen bei
ihrem Hin - und Hergang auf der nämlichen Bahn, so daß die näm
liche Aufeinanderfolge der Wirkungen, nur in entgegengesetzter Ord
nung, sie trifft. Man kann jedoch hier, und,dies ist von Nutzen,
die Erscheinung direct durch Versuche mittelst des Heliostats be
währen. Hienach, wenn die Linien AB, AB, jede, z. B. in tau
fend gleiche Theile, getheilt ist, deren Zahlen von zehn zu zehn