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Von der doppelten Stralenbrechnng.
Beständigkeit der Geschwindigkeit hervorgeht, und ste zu charakterisi-
ren dient. Um nun auszumitteln, ob sie wirklich Statt hat, braucht
man nur an das, aus der zu prüfenden Substanz gebildete, Paral-
lelepipedum ein andres Parallelepipedum von Glas oder sonst einer
Substanz mit einfacher Brechung zu leimen, welches zugleich mit
dem andern gearbeitet worden ist, so daß es alle seine Flächen mit
ihm gemein hat, und mit einem Blick die Richtungen der Bilder
eines kleinen entfernten Gegenstandes, z. B. einer Lichtflamme zu
vergleichen, die durch innere Zurückwerfung von der zweiten Ober
fläche des einen und des andern Körpers entstanden sind. Denn
wenn, wie wir voraussetzten, die Entfernung des Gegenstandes sehr
groß in Verhältniß zu den Dimensionen des doppelten Parallelepi-
pcdums ist, so werden die beiden zurückgeworfenen Bilder gleich
abgelenkt erscheinen müssen, wenn die Geschwindigkeit des zurückge
worfenen Strals in jeder der beiden aneinandergeleimten Substan
zen beständig ist, und ein kleiner Unterschied zwischen diesen Ge
schwindigkeiten , wie er durch die bisher bekannten Substanzen her
vorgebracht zu werden vermag, wird dieser Gleichheit durchaus kei
nen merklichen Eintrag thun können, wovon man sich leicht durch
Berechnung überzeugen kann. Es wird also hinreichen, zu beob
achten, ob diese Gleichheit unter allen verschiednen Neigungen, die
man den einfallenden und zurückgeworfnen Stralen progressiv geben
kann, indem man das doppelte Parallelepipedum vor dem Auge be
wegt, Statt hat und sich fort erhält.
Um eine fruchtbare Anwendung von obigen, oder sonst andern
ähnlichen, Methoden machen zu können, muß man in jedem zu
beobachtenden Stück der Substanz, mit der man sich beschäftigt,
die Lage der Axen genau kennen. Dres hat keine Schwierigkeit,
wenn diese Substanz schon untersucht und die Richtung ihrer Axen
in Bezug zu einigen ihrer natürlichen Flachen angegeben ist; denn
dann braucht man nur durch Spalten nach den Blätterdurchgängen
ein Stück davon loszutrennen, wodurch entweder diese Fläche selbst
zum Vorschein kommen wird oder irgend eine andre, deren Bezie
hung zu ihr durch die Gesetze der Krystallisation gegeben ist; so
daß die Lage der Axen in dem so erhaltenen Fragment, und mit
hin auch im ganzen übrigen Theil der Maste, von der es genom
men ist, bekannt seyn wird. Ist die zu beobachtende Substanz
noch neu, oder die Lage der Axen darin noch nicht bekannt, so
wird ein Versuch, diese Linien blos durch die doppelte Brechung
bestimmen zu wollen, auf ein sehr unsichres Greifen herauskommen,
insbesondre wegen der Abirrung, welche durch die seitlichen Ablen
kungen verursacht wird; weiterhin aber werden wir sehen, das; die
Polarisation der Stralen, welche eine doppelte Brechung erlitten
haben, hiezu eben so einfache als sichre Anzeigen giebt, mittelst deren
sich dann die Aufsuchung der Axen direct mit Genauigkeit und
Leichtigkeit anstellen läßt. Wir können also ' immer voraussetzen,