Full text: Lehrbuch der Experimental-Physik oder Erfahrungs-Naturlehre (Vierter Band)

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Von der doppelten Stralenbrechnng. 
Beständigkeit der Geschwindigkeit hervorgeht, und ste zu charakterisi- 
ren dient. Um nun auszumitteln, ob sie wirklich Statt hat, braucht 
man nur an das, aus der zu prüfenden Substanz gebildete, Paral- 
lelepipedum ein andres Parallelepipedum von Glas oder sonst einer 
Substanz mit einfacher Brechung zu leimen, welches zugleich mit 
dem andern gearbeitet worden ist, so daß es alle seine Flächen mit 
ihm gemein hat, und mit einem Blick die Richtungen der Bilder 
eines kleinen entfernten Gegenstandes, z. B. einer Lichtflamme zu 
vergleichen, die durch innere Zurückwerfung von der zweiten Ober 
fläche des einen und des andern Körpers entstanden sind. Denn 
wenn, wie wir voraussetzten, die Entfernung des Gegenstandes sehr 
groß in Verhältniß zu den Dimensionen des doppelten Parallelepi- 
pcdums ist, so werden die beiden zurückgeworfenen Bilder gleich 
abgelenkt erscheinen müssen, wenn die Geschwindigkeit des zurückge 
worfenen Strals in jeder der beiden aneinandergeleimten Substan 
zen beständig ist, und ein kleiner Unterschied zwischen diesen Ge 
schwindigkeiten , wie er durch die bisher bekannten Substanzen her 
vorgebracht zu werden vermag, wird dieser Gleichheit durchaus kei 
nen merklichen Eintrag thun können, wovon man sich leicht durch 
Berechnung überzeugen kann. Es wird also hinreichen, zu beob 
achten, ob diese Gleichheit unter allen verschiednen Neigungen, die 
man den einfallenden und zurückgeworfnen Stralen progressiv geben 
kann, indem man das doppelte Parallelepipedum vor dem Auge be 
wegt, Statt hat und sich fort erhält. 
Um eine fruchtbare Anwendung von obigen, oder sonst andern 
ähnlichen, Methoden machen zu können, muß man in jedem zu 
beobachtenden Stück der Substanz, mit der man sich beschäftigt, 
die Lage der Axen genau kennen. Dres hat keine Schwierigkeit, 
wenn diese Substanz schon untersucht und die Richtung ihrer Axen 
in Bezug zu einigen ihrer natürlichen Flachen angegeben ist; denn 
dann braucht man nur durch Spalten nach den Blätterdurchgängen 
ein Stück davon loszutrennen, wodurch entweder diese Fläche selbst 
zum Vorschein kommen wird oder irgend eine andre, deren Bezie 
hung zu ihr durch die Gesetze der Krystallisation gegeben ist; so 
daß die Lage der Axen in dem so erhaltenen Fragment, und mit 
hin auch im ganzen übrigen Theil der Maste, von der es genom 
men ist, bekannt seyn wird. Ist die zu beobachtende Substanz 
noch neu, oder die Lage der Axen darin noch nicht bekannt, so 
wird ein Versuch, diese Linien blos durch die doppelte Brechung 
bestimmen zu wollen, auf ein sehr unsichres Greifen herauskommen, 
insbesondre wegen der Abirrung, welche durch die seitlichen Ablen 
kungen verursacht wird; weiterhin aber werden wir sehen, das; die 
Polarisation der Stralen, welche eine doppelte Brechung erlitten 
haben, hiezu eben so einfache als sichre Anzeigen giebt, mittelst deren 
sich dann die Aufsuchung der Axen direct mit Genauigkeit und 
Leichtigkeit anstellen läßt. Wir können also ' immer voraussetzen,
	        
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