Full text: Lehrbuch der Experimental-Physik oder Erfahrungs-Naturlehre (Vierter Band)

368 Mikrometer mit doppelten Bildern. 
Dann ist das Verhältniß dieses Abstands zum scheinbaren Durch 
messer SAS' für immer bekannt, und man kann es bei allen andern 
Beobachtungen der Berechnung zu Grunde legen. Oder auch, man 
kann zum Voraus danach die scheinbaren Durchmesser berechnen, 
welche einer gewissen Zahl Werthe von Fc entsprechen, und sie auf 
das Rohr selbst, zur Seite jedes Abstands stechen lassen. Auf 
diese Weise sind meistens die gewöhnlichen Instrumente eingerichtet. 
Anstatt aber die scheinbaren Durchmesser in Minuten und Secun 
den darauf auszudrücken, giebt man das Verhältniß des Abstandes 
des Gegenstandes zu seiner Größe darauf an, welches gestattet, eins 
dieser Elemente aus dem andern herzuleiten. So vermag man 
nach der mittlern Statur der Soldaten, welche ein Truppencorps 
ausmachen, 'ihre Entfernung zu schätzen; eben so läßt sich auf dem 
Meere die Entfernung eines Schiffes finden, wenn man seine Maste 
von einer gewissen Höhe annimmt. Diese Resultate sind indeß um 
so mehr dem Irrthum unterworfen, je größer der Abstand und je 
kleiner der Gegenstand ist, so daß man z. B. nicht daran denken 
darf, von dieser Methode Gebrauch zur Bestimmung der Gestirne 
zu machen, obwohl man sie zuweilen hiezu vorgeschlagen hat. Ihr 
scheinbarer Durchmesser ist das einzige astronomische Element, das 
man daraus herleiten darf. 
In allem Bisherigen haben wir vorausgesetzt, daß der erste 
Rand F des gewöhnlichen Bildes FF' sich genau auf der Aste des 
Objectivglases finde in dem Augenblick, wo man es in Berührung 
mit dem andern Bilde erblickt. Diese Bedingung ist unerläßlich, 
wenn der einfallende Stral AI, der nach seiner Spaltung das ge 
wöhnliche Bild umfaßt, durch den prismatischen Apparat senkrecht 
auf seine äußern Oberflächen hindurchgehen soll, der einzige Fall, 
den wir bisher betrachtet haben. Ist aber der beobachtete Gegen 
stand ein Gestirn, welches vermöge seiner Bewegung über das ganze 
Sehefeld des Perspectivs hingehen muß, was wird dann erfolgen? 
Mathematisch genommen wird dann die Größe des Winkels Fd; 
während der Zeit, wo das Gestirn vorüber geht, nicht mehr bestän 
dig seyn. Sind diese Veränderungen unmerklich, wie der Fall seyn 
wird, wenn die brechenden Winkel der Prismen sehr klein sind, so 
wird man die Berührung beider Bilder gleich beim Eintritt des 
Gestirns in das Seheseld des Fernrohrs eintreten lassen können, und 
sie wird sich dessen ungeachtet noch in der ganzen Ausdehnung des 
Sehefeldes fort erhalten; bei starker Vergrößerung der Oeffnung 
der Prismen und der daraus erfolgenden Ablenkung aber wird der 
Winkel Fcf für die verschiedenen Einfallswinkel, welche das Sehe 
feld des Fernrohrs gestattet, sich merklich andern, und die Bilder 
werden sich, nachdem sie zuvor in Berührung waren, beim Durch 
gang durch dasselbe trennen. Um diesen Uebelstand zu umgehen, 
hat Nochon die Abhülfe getroffen, statt der Doppelprismen mit gro 
ßem Winkel eine Verbindung mehrerer solcher Prismen anzuwenden.
	        
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