Full text: Lehrbuch der Experimental-Physik oder Erfahrungs-Naturlehre (Vierter Band)

387 
durch die Brechung hervorgebracht. 
ftrals, eine enge und geschwärzte Röhre anzubringen, um das fremde 
Licht abzuhalten, welches, von den seitlichen Theilen des Himmels 
aus großer Entfernung herkommend, in dem dunkeln Zimmer weite 
Kegel bilden und mithin nach der Brechung große Kreise hervor 
bringen würde, die durch Mischung unter einander und mit dem 
Hauptbilde VR der Reinheit von dessen Farben Eintrag thun würden. 
So gereinigt muß das Licht seyn, um den S. 383 beschrie 
benen entscheidenden Versuch über die Unveränderlichkeit der Farben 
damit anzustellen. Diese bemerkenswerthe Erscheinung erhält sich 
dann nicht blos für Eine Brechung, sondern für alle Brechungen, 
die man den Stral homogenen Lichts nach einander erfahren lassen 
kann. Eben so wenig wird sie durch die Zurückwerfung aufgehoben, 
denn bringt man in dies Licht Fliegen oder andere kleine Gegenstände 
und betrachtet sie dann durch ein Prisma, das selbst sehr stark bre 
chend seyn kann, so sieht man sie gerade so deutlich als mit bloßen 
Augen, und blos von der Farbe des Lichts, das sie erhellt; dagegen 
sie ganz ununterscheidbar werden, wenn man sie so durch das Prisma 
betrachtet, während das ganze zusammengesetzte Sonnenlicht sie er 
hellt, indem dann die Bilder ihrer verschiedenen Theile vermöge der 
ungleichen Brechbarkeit der verschiedenen, davon ausgehenden, Stra- 
len verlängert und verunstaltet erscheinen. Man kann den nämli 
chen Versuch mit einem gedruckten Buche anstellen. Wenn es durch 
homogenes Licht erhellt wird, so wird man die Buchstaben, wie fein 
auch der Druck seyn mag, sehr gut durch ein Prisma lesen können, 
während sie sich, wenn sie von zusammengesetztem Lichte erhellt sind, 
nach der Brechung gar nicht mehr unterscheiden lassen. 
Verfolgt man den Gang der, auf solche Weise rein dargestellten, 
Lichtbündel durch eine und dieselbe brechende Oberfläche unter ver 
schiedenen Einfallswinkeln, so findet man, wie ich schon angegeben 
habe, daß der Brechungssinus immer in einem beständigen Verhält 
nisse zum Einfallssinus steht. Weiterhin werden wir diese Thatsache 
durch noch fernere Prüfungen nachgewiesen sehen, obwohl sie sich 
übrigens im Emanationssystem schon als nothwendige Folgerung aus 
der Anziehung ergiebt, welche von den brechenden Körpern auf die 
Lichttheilchen geäußert wird. 
Was die Ursache anlangt, welche bewirkt, daß gewisse Lichttheil 
chen mehr, andre weniger, durch die Brechung abgelenkt werden, so 
läßt sich mit Bestimmtheit darüber nichts angeben. Man könnte ver 
sucht seyn zu schließen, daß diese Ungleichheit von einer Verschieden 
heit in der Masse oder Geschwindigkeit herrühre; dann aber müßten 
die Körper, welche in der Brechung einer und derselben Klasse von 
Stralen übereinstimmen, auch in der aller andern sich gleich kommen. 
Dies aber findet nicht Sratt, wie wir bald durch positive Versuche 
nachgewiesen sehen werden. So giebt es Körper, welche die grünen 
Stralen nur eben so stark oder selbst schwächer als andre Körper 
brechen, während sie die violetten Stralen stärker brechen. Man 
25 *
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.