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Vom zusammengesetzten Mikroskop.
Objectivglas allein, für seinen, in diesem Fall Statt findenden, Ab
stand vom Bilde q.n, d. h. vom Mikrometer hervorbringt, giebt
die absolute Größe des Gegenstandes.
Alles dies ist schon vor längerer Zeit von Charles ausge
führt worden. Es würde die Gränzen dieses Lehrbuchs überschrei
ten, alle andern Vervollkommnungen, die dieser geschickte Beobach
ter gleichfalls angebracht hat, hier näher zu beschreiben; dagegen
werden einige Bemerkungen, wie man mir dem Mikroskop uinzU-
gehen hat, um sich desselben mit Vortheil bedienen zu können, hier
nicht am unrechten Orte stehen.
Ein unumgängliches Erfoderniß ist zuvörderst eme starke Be
leuchtung der zu beobachtenden Gegenstände. Da diese fast nie
selbstleuchtend find, so senden sie direct sehr wenig Strülen aus,
von denen nur eine sehr geringe Zahl ins Mikroskop gelangt; wegen
der geringen Oeffnung, die man den Objectivlinsen zu geben genö
thigt ist. Wollte man sich also begnügen, dies wenige Licht auf
zufangen, so würden die Bilder so schwach erscheinen, daß man sie
kaum wahrnehmen könnte, wofern sie durch die Vergrößerung nur
um etwas ausgedehnt würden. Deshalb beleuchtet man die Gegen
stände stark, indem man auf sie das gewöhnliche Sonnenlicht durch
Zurückwerfung von einem mäßig concaven Spiegel' oder das Licht
einer Kerze mittelst eines Collectivglases fallen läßt. Sind sie un
durchsichtig, so erhellt man sie auf diese Arr von Oben; find sie
aber durchsichtig, so läßt man das Lichtbündel gewöhnlich von Unten
darauf fallen; ich sage, gewöhnlich, denn es giebt Fälle, wo cs
vortheilhafter ist, dem Licht eine andre Richtung zu geben. Will
man z. B. die Abtheilungen des Objectivmikrometers beobachten, um
das Vergrößerungsverhältniß auszumitteln, so kann man sie nicht
besser zu Gesichte bringen, als wenn man das zurückgeworfene Licht
in schiefer Richtung darauf fallen läßt; dann erscheinen sie schwarz
auf dem Glase, auf welchem sie verzeichnet sind. Man hat solche
Mikrometer, die bis auf 900 sichtbare Striche in der Ausdehnung
einer Linie des alten französischen Fußmaßes enthalten.
Eine andre unerläßliche Vorsichtsmaßregel ist, im Innern des
Instruments selbst Blendungen anzubringen, welche das Sehefeld
beschranken, und den ganzen Theil der Bilder wegfallen machen,
welcher zu undeutlich begränzt seyn würde. Denn bei allen bisher
angestellten Betrachtungen haben wir die Einfalls- und Austritts
winkel für unendlich klein angenommen. Dies sind sie aber nicht
in der Wirklichkeit, und zwar um so weniger, je mehr Oeffnung
man den Linsen giebt. Hier hat die Concentration der Stralen in
einem einzigen Brennpuncte, die Regelmäßigkeit der entstehenden
Bilder, ihre vollkommene Uebereinstimmung mit denr Gegenstände,
und Alles, was sonst noch von sehr kleinen Einfallswinkeln abhängt,
nur annäherungsweise, und zwar mit desto geringerer Annäherung
Statt, je mehr Oeffnung die Gläser erhalten. Diese Abweichun-
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