Full text: Lehrbuch der Experimental-Physik oder Erfahrungs-Naturlehre (Vierter Band)

437 
Vom zusammengesetzten Mikroskop. 
mehrern oder mindern Sicherheit abhängt, mit welcher man das 
Bild in dìe Blendung bringt, blos durch die Bedingung geleitet, 
daß es hier mit der größten Deutlichkeit erscheint. Jedoch kann 
man sehr großen Nutzen davon ziehen, theils bei Substanzen, die 
nur durchsichtig werden, wenn sie auf dünne Blättchen reducirt 
sind, theils bei Flüssigkeiten, von denen man sich nur sehr geringe 
Mengen verschaffen kann, indem ein einziger Tropfen zur Beobach 
tung hinreicht ** 
1 Da ich von dieser Verfahrungsart in meinem größer» Werke nicht ge 
sprochen habe, so will ich hier die mathematische Formel dafür geben, sie aus den 
Fall beschränkend, wo man blos die Entfernung des Gegenstandes von der Linse 
verändert, um das Bild in die Blendung zurückzuführen, ohne die Röhren des 
Mikroskops auszuziehen, welches für die gewöhnlichsten Instrumente thunlich ist. 
Nennen wir also A bcn Abstand des Gegenstandes von der Objcctivlinsc, wenn 
nur Luft zwischen ihr und der kleinen Glasplatte befindlich ist; A' den Abstand, 
i» den A verwandelt werden muß, wenn man zwischen Glas und Linse statt der 
Luft einen Meniscus von reinem Wasser einbringt, und A“ den analogen Werth, 
wenn die Substanz, deren Brechungsvcrhältniß uz» bestimmen ist, dazwischen 
gebracht wird, so werden wir haben 
h = 1 4- 0,33586 
’ (A' — A) A" 
Die Differenzen A‘ — A t A n — A sind sehr leicht am Instrument selbst zu 
beobachte», indem cs gewöhnlich eine seitliche Einthcilung trägt, mittelst deren 
sich messen läßt, um wie viel man den Objectenträger bei der zweiten und 
dritten Beobachtung verschoben hat. Schwieriger aber würde eine genaue Beob 
achtung des Abstandes A fallen: glücklicherweise läßt er sich mit großer Schärfe 
dadurch finden, daß man den weit beträchtlichern Abstand der Blendung von der 
Linse mißt, und beobachtet, welche Zahl Abtheilungen des Objcctivmikromcters in 
der, von einem gegebenen Durchmesser angenommenen, Blendung enthalten sind. 
Das Verhältniß dieser beiden Größen nämlich, welches die, durch das Mikroskop 
hervorgebrachte, Vergrößerung mißt, drückt zugleich das Verhältniß aus, welches 
zwischen dem Abstand der Linse von der Blendung und vom Gegenstände Statt 
hat. Woraus folgt, daß man durch Division des ersten Abstandes mit der so 
erhaltenen Vergrößerung, den zweiten oder A finden wird. 
So z. B. betrug in einem, von Lauch oix angestellten, Versuche der Ab 
stand der Linse von der Blendung 158 Millimeter: der Durchmesser der Blen 
dung betrug 15™"*, und umfaßte 10^ Abtheilungen des Objcctivmikromcters, 
welche in Zchnthcilmillimctern bestanden. Hicnach war die Dcrgrößcrungszahl 
150 1500 v , , 158.101 , 
und dies in 158 dwidirt gab A=zz—,- oder A = 10 mm . 
10,1 
638. 
101 
1500 
Nach Zwischeneinbringuug reinen Wassers ward eine Verlängerung von 
A um 4 mm , 6 crfodcrlich; bei Terpentinöl um 7“ m , 8; bei Leinöl um 8“™', 53. 
Aus diesen Datis crgicbt sich für das Terpentinöl n —1,47066; für das 
Leinöl n —1,49511; deren crstrcs Newton zu 1,47059, leßtrcs zu 1,48150 
ansetzt. Die Irrung ist nicht größer, als sie Beobachtungen dieser Art unver 
meidlich mit sich führen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.