Full text: Lehrbuch der Experimental-Physik oder Erfahrungs-Naturlehre (Vierter Band)

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Vom Gesichtöorgan. 
Z u satz i. 
Anhangsweise mögen hier noch einige allgemeine Resultate 
folgen, welche Treviranus aus Beobachtungen an sehr vielen 
Thieren gezogen hat. 
1) Won Säugthieren des Landes und Vögeln, die hinsichtlich 
der Größe der Entfernung der Netzhaut von der hintern Flache der 
Linse in der Augenaxe mit einander übereinkommen, oder einander 
nahe stehen, haben die Säugthiere fast durchgängig größere Halb 
messer der Hornhaut und beider Flachen der Linse, als die Vögel. 
Bei den Saugthieren müssen daher die brechenden Kräfte des innern 
Auges stärker, als bei den meisten Vögeln seyn. In der That 
ist der vornehmste von den stralenbrechenden Theilen des Au 
ges, die Linse, weicher bei den meisten Vögeln als bei den mei 
sten Säugthieren. Sie hat bei jenen keinen so harten Kern, als 
bei diesen. 
2) Vergleicht man die Wasserthiere mit den Säugthieren des 
Landes, so findet man bei jenen in der Regel eine weit flachere 
Hornhaut, als bei letztem. Die Halbmesser der Linse sind zwar 
bei jenen, wie bei den Vögeln, kleiner als bei den Säugthieren, 
doch nicht so klein, daß dadurch allein die so beträchtliche Größe 
des Halbmessers der Hornhaut ausgeglichen werden könnte. Die 
Wasserthiere müssen also eine Linse von stärkerer stralenbrechender 
Kraft als die Landthiere haben. 
3) Bei den nächtlichen Thieren und den Wasserthieren sind 
in der Regel die Krümmungshalbmesser beider Flächen der Linse 
weit weniger in der Größe von einander unterschieden, als bei den 
Landthieren des Tages. Das Verhältniß des vordem zum hintern 
Halbmesser ist bei jenen meist 1 : 1,0, selten über 1 r 1,9 oder 
unter 1 : 0,9. Bei diesen sinkt dasselbe selten oder nie unter 1:1,1. 
Am größten ist es unter diesen bei dem Menschen, den Affen und 
mehrern Vögeln. 
4) Die nächtlichen Thiere und die Wasserthiere unterscheiden 
sich auch darin von den Säugthieren des Landes, daß bei ihnen 
die Linse sich weit mehr der Kugelgestalt nähert, als bei diesen. 
Ganz kugelförmig ist die Linse bei vielen Fischen. 
5) Je mehr sich die Gestalt der Linse der Kugelform nähert, 
desto kürzer wird bei übrigens gleichen Umständen der Abstand der 
Linse von dem Hintergründe des Auges in Vergleichung mit der 
Entfernung des Durchmessers des Auges von jenem Hintergründe; 
desto mehr nähert sich auch der Durchmesser des Kreises, den der
	        
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