Full text: Lehrbuch der Experimental-Physik oder Erfahrungs-Naturlehre (Vierter Band)

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der Compaßuadeln. 
Starke der Reibung proportional seyn muß. Coulomb hat durch 
Beobachtungen dieser Art gefunden, daß für sehr spitzige Stifte und 
für Hütchen, die aus einem hinlänglich harten Stoffe bestehen, um 
keine Veränderung durch die Spitze zu erleiden, die Reibung der 
Potenz -4 des Drucks ziemlich proportional sey. Ist indeß durch 
einen langen Gebrauch die Spitze der Stifte abgestumpft, und hat 
sich so zu sagen nach dem Boden des Hütchens bequemt, welches 
der gewöhnlichste Fall ist, so fand er die Reibung blos im einfachen 
Verhältniß mit den Druckkräften stehend. Dies ist das erste Datum, 
von welchem wir Gebrauch zu machen haben. 
Denken wir uns jetzt eine Magnetnadel von beliebiger Gestalt 
und Dicke auf einem solchen Stifte befindlich; und verdoppeln, ohne 
in ihren Längendimensionen etwas zu ändern, blos ihre Dicke, oder 
legen, was auf dasselbe hinauskommt, über sie eine mit ihr ganz 
gleiche Magnetnadel, so wird der Druck auf den Stift, so wie die 
Reibung verdoppelt seyn; nicht aber die richtende Kraft. Denn 
Theorie und Erfahrung zeigen gleich, daß diese in einem geringern 
Verhältnisse als dem der Dicke wächst; weil die gegenseitige Wir 
kung der gleichnamigen Pole auf einander einen Theil des freien 
Magnetismus, den jeder derselben besaß, aufhebt. Die beiden über 
einander liegenden Nadeln in ihrer Verbindung werden mithin die 
Richtung des magnetischen Meridians minder genau angeben, als 
die erste Nadel für sich; woraus erhellt, daß es, bei Gleichheit 
aller übrigen Umstände, von Vortheil seyn muß, Nadeln von sehr 
geringer Dicke anzuwenden; nur muß man sie nicht so dünn ma 
chen, daß sie sich krümmen. 
Betrachten wir jetzt den Einfluß der Länge, und nehmen zu 
vörderst den Fall vor, wo die Nadel, vermöge ihrer Dimensionen 
und ihrer physischen Beschaffenheit, auf jeder ihrer Hälften nur' 
eine einzige Art von Magnetismus angenommen hat. Dann ergiebt 
sich aus dem, weiter oben gefundnen, analytischen Gesetz der In 
tensitäten, daß, wofern die Nadeln nicht ausnehmend kurz sind, 
ihre richtenden Kräfte bei gleichem Durchmesser ihrer Länge propor 
tional sind, wenigstens wenn man sie allenthalben von gleichem 
Querdurchschnitt annimmt. In diesem Fall nun ist das Gewicht, 
und mithin auch die davon abhängende Reibung der Länge propor 
tional. Mit Ausschluß der Nadeln von gar zu kleinen Dimensio 
nen werden mithin alle Nadeln (von gleicher Dicke), welches auch 
ihre Länge seyn mag, eine ziemlich gleiche Genauigkeit gewähren; 
dies jedoch nur insofern, als man ihnen eine zu beiden Seiten ihrer 
Mitte symmetrische und von Folgepuncten freie Vertheilung des 
Magnetismus zu verleihen vermag. Man wird daher solche Ver 
hältnisse zwischen der Dicke und Länge der Nadeln zu beobachten, 
so wie den Zustand ihrer Härtung oder Weichheit so einzurichten 
haben, daß diese Bedingung erfüllt werden kann; wozu die, im 
vorigen Capitel enthaltenen, Erfahrungen die Anweisung geben. 
Biot's Experimental-Physik. IV. 6
	        
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