Full text: Lehrbuch der Experimental-Physik oder Erfahrungs-Naturlehre (Fünfter Band)

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Theorie der Oscillationen 
2) Für Strafen von anderer Brechbarkeit ändert sich das perio 
dische Intervall 2 6 in einem Verhältniß, welches den Längen der 
Anwandlungen der Lichttheilchen für proportional gelten kann. Aber 
die Gränzen (die Weire) der Oscillationen sind die nämlichen für 
olle Theilchen, welche eine und die nämliche Richtung der Bewegung 
Verfolgen, wenn ihre Polarisationsaxen von einer gemeinschaftlichen 
ursprünglichen Richtung ausgehen. 
3) Diese Oscillationsbewegung wird gehemmt, wenn die Licht- 
theilchen, angelangt an der zweiten Oberfläche des Blattes, in die 
Luft oder in irgend ein anderes Mittel austreten, welches der dop 
pelten Brechung nicht theilhaftig ist. Unterwirft man dann den aus 
tretenden Stral der Wirkung eines Prismas von Isländischem Spath 
oder eines geneigten Spiegelglases oder sonst irgend eines Systems, 
welches die feste Polarisation hervorzurufen vermag, so verhalten sich 
die Lichttheilchen gerade so, als wenn sie vollständig die Polarisa- 
tionsrichtung besäßen, nach welcher sie ihre letzte Oscillation hin 
führte, mögen sie dieselbe in dem Augenblick ihres Austritts aus 
dem Krystall gänzlich vollendet, oder blos angefangen haben. 
Da die drei hier aufgestellten Sätze nur den einfachen obwohl 
vollständigen Ausdruck der Erscheinungen enthalten, so ist von selbst 
klar, daß ihre Entwickelung wieder auf diese Erscheinungen führen 
muß. Da indeß eine solche Herleitung ihren Gebrauch erläutert, 
und ihre Zuverlässigkeit überzeugender macht, so werde ich mich jetzt 
mit derselben beschäftigen. 
Wir wollen also einen polarisirten, zusammengesetzten oder ein 
fachen, Stral betrachten, der senkrecht in ein dünnes Blatt Fraueneis 
dringt, und dies Blatt so gedreht annehmen, daß die Zwischenlinie 
CM irgend einen Winkel i mit der Ebene der ursprünglichen Pola 
risation, welche durch CX angedeutet ist, bilde; darauf untersuchen, 
welches der Zustand des Strals nach seinem Austritt seyn muß. 
Zuvörderst werden vermöge der Oscillationsbewegung die Pola 
risationsaxen aller Lichttheilchen auf die beiden Gränzen der Oscilla 
tion, d. i. in die Azimuts 0 oder 2i, vertheilt seyn, entweder in 
der Wirklichkeit, wie die, welche eine ganze Zahl Oscillationen beim 
Austritt aus dem Blatt vollendet haben, oder virtualiter, wie die, 
die ihre letzte Oscillation noch nicht völlig zu Ende gebracht haben. 
Wir wollen die Gesainmtheit der Theilchen, welche die eine und die 
andre dieser beiden Gruppen bilden, G, U nennen, von denen die 
erste alle die Theilchen begreift, welche beim Austritt aus dem Blatt 
eine gerade Zahl von Oscillationen vollbringen, die andern alle die, 
welche eine ungerade Anzahl vollbringen. Änakysirt man dann den 
austretenden Stral durch ein Prisma von Isländischem Spath, dessen 
Hauptschnitt in irgend ein Azimut gerichtet ist, so werden die rela 
tiven Intensitäten der beiden, von jedem homogenen Bündel hervor 
gebrachten, Bilder sich nach dem allgemeinen Gesetze der Unterthei- 
lung, welches aus <2>» 124 auseinandergesetzt wurde, berechnen lassen,
	        
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