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Theorie der Oscillationen
2) Für Strafen von anderer Brechbarkeit ändert sich das perio
dische Intervall 2 6 in einem Verhältniß, welches den Längen der
Anwandlungen der Lichttheilchen für proportional gelten kann. Aber
die Gränzen (die Weire) der Oscillationen sind die nämlichen für
olle Theilchen, welche eine und die nämliche Richtung der Bewegung
Verfolgen, wenn ihre Polarisationsaxen von einer gemeinschaftlichen
ursprünglichen Richtung ausgehen.
3) Diese Oscillationsbewegung wird gehemmt, wenn die Licht-
theilchen, angelangt an der zweiten Oberfläche des Blattes, in die
Luft oder in irgend ein anderes Mittel austreten, welches der dop
pelten Brechung nicht theilhaftig ist. Unterwirft man dann den aus
tretenden Stral der Wirkung eines Prismas von Isländischem Spath
oder eines geneigten Spiegelglases oder sonst irgend eines Systems,
welches die feste Polarisation hervorzurufen vermag, so verhalten sich
die Lichttheilchen gerade so, als wenn sie vollständig die Polarisa-
tionsrichtung besäßen, nach welcher sie ihre letzte Oscillation hin
führte, mögen sie dieselbe in dem Augenblick ihres Austritts aus
dem Krystall gänzlich vollendet, oder blos angefangen haben.
Da die drei hier aufgestellten Sätze nur den einfachen obwohl
vollständigen Ausdruck der Erscheinungen enthalten, so ist von selbst
klar, daß ihre Entwickelung wieder auf diese Erscheinungen führen
muß. Da indeß eine solche Herleitung ihren Gebrauch erläutert,
und ihre Zuverlässigkeit überzeugender macht, so werde ich mich jetzt
mit derselben beschäftigen.
Wir wollen also einen polarisirten, zusammengesetzten oder ein
fachen, Stral betrachten, der senkrecht in ein dünnes Blatt Fraueneis
dringt, und dies Blatt so gedreht annehmen, daß die Zwischenlinie
CM irgend einen Winkel i mit der Ebene der ursprünglichen Pola
risation, welche durch CX angedeutet ist, bilde; darauf untersuchen,
welches der Zustand des Strals nach seinem Austritt seyn muß.
Zuvörderst werden vermöge der Oscillationsbewegung die Pola
risationsaxen aller Lichttheilchen auf die beiden Gränzen der Oscilla
tion, d. i. in die Azimuts 0 oder 2i, vertheilt seyn, entweder in
der Wirklichkeit, wie die, welche eine ganze Zahl Oscillationen beim
Austritt aus dem Blatt vollendet haben, oder virtualiter, wie die,
die ihre letzte Oscillation noch nicht völlig zu Ende gebracht haben.
Wir wollen die Gesainmtheit der Theilchen, welche die eine und die
andre dieser beiden Gruppen bilden, G, U nennen, von denen die
erste alle die Theilchen begreift, welche beim Austritt aus dem Blatt
eine gerade Zahl von Oscillationen vollbringen, die andern alle die,
welche eine ungerade Anzahl vollbringen. Änakysirt man dann den
austretenden Stral durch ein Prisma von Isländischem Spath, dessen
Hauptschnitt in irgend ein Azimut gerichtet ist, so werden die rela
tiven Intensitäten der beiden, von jedem homogenen Bündel hervor
gebrachten, Bilder sich nach dem allgemeinen Gesetze der Unterthei-
lung, welches aus <2>» 124 auseinandergesetzt wurde, berechnen lassen,