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Theorie der Oscillationen
schiedcncn Ordnungen, durchgehen und zurückgeworfen werden. Diese
vollkommene Intensität in der Aufeinanderfolge der Farben, in ihren
progressiven Mischungen, in den Perioden ihrer Intensitäten, endlich
in den kleinsten Umständen ihrer Nuancenveränderungen, würde hin
reichend seyn, die Uebereinstimmung nachzuweisen, welche zwischen
den, diese beiden Elasten von Erscheinungen verknüpfenden, Gesetzen
der Periodicität herrscht, wenn selbst die Messungen der Dicken, die
für die eine wie für die andre Classe mit der größten Sorgfalt an
gestellt und aufs Gewissenhafteste verglichen worden sind, das Statt
haben ihrer Beziehungen nicht schon aufs Schärfste dargethan
hätten l .
Wir setzten oben die Bestimmung fest, daß die Weite der Oscil
lationen nach einer Richtung dieselbe für alle Lichttheilchen, und zwar
gleich 21 oder gleich -—2 (90—i) ist, d. i. gleich dem Doppelten
des Winkels, den die Zwischenlinie der Axen oder die darauf senk
rechte Linie mit der ursprünglichen Polarisationsrichtung bildet. In
der That sehen wir uns durch die Erfahrung zu dieser Annahme
genöthigt; denn wenn man eins unsrer Blätter senkrecht einem pola-
risirten Stral aussetzt, und dabei die Linie CM in alle Azimuts von
0 bis 336° dreht, so findet man, daß die Farbe II, welche ihre
ursprüngliche Polarisation verliert, und die Farbe G, welche sie be
hält, streng die nämlichen bleiben (blos ihre Intensität nämlich ändert
sich). Diese Beständigkeit könnte aber nicht Statt haben, wenn die
* Da über das Statthaben der Abwechslung der Polarisation und ihre Zn«
rückführnng auf eine oscillircude Bewegung der Lichttheilchen neuerlich hin und
hergcstrittcn worden ist, so glaube ich hier auf die Aufsäße hinweise» zu müsse»,
in denen inan das Wesentlichste dieses Streits erörtert finden kann. Sic finden
sich im 17tcn Baude der Aini. de Cb. et de Ph. p. 80, 102, 167, 225, 258
■unb 393. Der unparteiische Leser wird unterscheiden, was in diesen Aufsäßen
wirklich auf Rechnung wissenschaftlicher Forschung, waS auf die persönlicher Lei
denschaften kommt. Da mir die jetzige neue Auflage dieses Werks die Verbind
lichkeit auferlegte, diese» Gegenstand von Neuem zu behandeln, so habe ich die
experimentale Analyse der Erscheinungen, wie man sie oben dargestellt findet, »och
einmal ganz von Neuem unternommen, ohne irgend einen auch nur der gering
fügigsten Umstände unberücksichtigt zu lasse». Diese Untcriuchung schic» mir mit
der vollkommensten Evidenz zu ergeben, daß daS abwechselnde Hin- und Wicdcr-
gehen der PolarisationScbcne der Lichttheilchen nicht allein die unmittelbare Folge
rung aus den Erscheinungen und ihr getreuer Ausdruck ist, sondern auch, daß eS
die einzige Art ist, wie sich die Erscheinungen nach der Hypothese der Materia
lität dcS LichtS, der ich bei ihrer Auseinandersetzung gefolgt bin, darstellen lasse».
Wenn andere Systeme über die Grundbcschaffciihcit des Lichtprincips andere Be-
trachtungS- oder DcutungSartcn der nämlichen Thatsachen erfoder», so werden
diejenigen, die sich an diese Systeme halten, ohne Zweifel sich bemühen müssen,
die Erscheinungen mit derselben Schärfe bis in ihre innersten Eigenthümlichkeiten
danach zu erkläre» und darzustellen; und wenn cs ihnen gelingt, werden sic ein
nützliches Werk vollbracht haben, dein ich meinen Beifall nicht versagen werde.
Aber geradezu unmöglich scheint eS mir, daß ihre Art, die Erscheinungen zu deuten,
wofern sic diesen getreu ist, jemals in Widerspruch mit einem eben so genauen,
nur in einer andern Sprache gegebenen, Ausdruck der Thatsachen, wie man sie
hier dargestellt findet, stehen, noch weniger ihn widerlegen könnte.