Veränderungen der polarisirenden Kräfte u. s. ro. ^83 
Fünftes Capitel. 
Von den Veränderungen in den polarisirenden Kräf 
ten, welche von der verschiedenen Neigung der gebro 
chenen Stralen gegen die Axen der Krystalle 
abhängen. 
Die eben aufgestellten Gesetze umfassen alle Erscheinungen der 
Färbung, welche die Krystaüplättchen bei senkrechtem Einfallen her 
vorzurufen vermögen. Neigt man aber diese Plättchen gegen die 
durch sie hindurchgehenden Stralen, so erfahren die, durch dieselben 
im rhomboidalen Prisma (welches zu ihrer Analysirung dient) her 
vorgebrachten, Farben im Allgemeinen Veränderungen, abhängig von 
Veränderung der Intensität der, von den Axen ausgehenden, Anzie- 
hungs- oder Abstoßungskraft, und der Zunahme des Weges, wäh 
rend dessen der durchgehende Stral sich ihrer Weigerung ausgesetzt 
findet. 
Einige Beispiele werden hinreichen, dies zu erläutern. Gesetzt 
zuvörderst, man setze eine dünne, parallel mit der Axe zugeschnit 
tene, Platte von Beryll oder Bergkrystall senkrecht einem polarisirten 
Stral aus, wie in den vorigen Versuchen, und drehe, um ihre Wir 
kungen bemerklicher zu machen, ihre Axe CA, Fig. 10, Taf. XV1I7. 
so, daß sie einen Winkel von 45° mit der Richtung CX der ur 
sprünglichen Polarisation bilde, wodurch der Stral in zwei farbige 
Bündel G, U zerlegt wird, die rechtwinklig auf einander, der eine 
nach der Richtung CX, der andere nach CY polarisirt sind. Endlich 
anakysire man das durchgegangene Licht mittelst eines achromatisirten 
rhomboidalen Prismas, dessen Hauptschnitt in die Richtung CX fallt. 
Dann wird das ganze Farbenbündel G die gewöhnliche Brechung in 
diesem Prisma erfahren, und das ganze Bündel kl die ungewöhn 
liche, wie wir schon oft nachgewiesen haben. Neigt man jetzt, ohne 
an das Prisma zu rühren, das Plättchen in der Richtung €A, so 
daß seine Axe CA sich dem polarisirten Stral nähert, während sie 
in der Einfallsebene bleibt, so wird die Farbe II, durch das Prisma 
beobachtet, in der Reihe der Ringe aufwärts steigen (der Farbe eines, 
mehr nach dem Mittelfleck zu gelegenen, Ringes entsprechen), als 
wenn das Plättchen dünner würde; neigt man dagegen das Plätt 
chen in der, auf CA senkrechten, Richtung CB, so daß CA senk 
recht auf die Einfallsebene * bleibt, so wird die Farbe U in der 
Reihe der Ringe abwärts steigen , als wenn das Plättchen an Dicke 
zunähme. 
Wir wollen mit der Untersuchung dieses zweiten Falles, welches 
der einfachere ist, beginnen. Weil die Axe 'CA immer senkrecht auf 
die Ebene bleibt, in deren Richtung sich das Plättchen neigt, so 
Welche der Ncigungsrichtiing des Plättchens folgt.