Full text: Lehrbuch der Experimental-Physik oder Erfahrungs-Naturlehre (Fünfter Band)

186 Veränderungen der polarisirenden Kräfte 
seiner ursprünglichen Polarisation ablenke; darauf bringe man suc 
cessiv diese beiden Durchschnitte in das Azimut von 45°, und neige 
die Platte nach einander in den beiden Richtungen, die diese Durch- 
sc!)nitte bestimmen. Man wird alsdann sehen, daß bei der einen 
derselben die Farben in der Reihe der Ringe aufwärts steigen, als 
wenn die Platte dünner würde, bei der anderen dagegen abwärts 
steigen, als nähme sie an Dicke zu. Man wird also hieraus schlie 
ßen, daß iin ersten Falle die gebrochenen Stralen sich den Aren 
nähern und im zweiten sich davon entfernen. Man wird aber außer 
dem noch bemerken, daß die Veränderung der Farben bei gleichem 
Einfallswinkel gleich bleibt, nach welcher Seite des Einfallsloths 
im nämlichen Durchschnitt man die Platte neigen mag; und wird 
somit aus dieser Symmetrie der Wirkungen noch ferner zu schließen 
haben, daß die Axen symmetrisch um die, auf die Oberflächen des 
Blattes, Senkrechte (die Normale) liegen, d. h. daß sie in der 
Ebene dieser Oberflächen selbst oder in einer darauf senkrechten Ebene 
befindlich sind. Niln erhellt leicht aus der näheren Betrachtung der 
'Formel, welche den Ausdruck für die Farben giebt, daß ihre Aende 
rung mit dem Einfallswinkel in diesen beiden Fällen auf sehr verschie 
dene Weise erfolgen muß. Man wird es also successiv mit beiden 
versuchen, und indem man als unbekannte Größe den Winkel der 
Axen mit der Normale nimmt, wird man leicht mittelst der sphäri 
schen Trigonometrie die Winkel U, U' als Functionen dieser Unbe 
kannten und des Brechungswinkels &' ausdrücken. Wählt man 
dann beliebig zwei der Farben, die man unter einem gegebenen Ein 
fallswinkel in den beiden auf einander rechtwinkligen Durchschnitten, 
in deren Richtung die Platte geneigt wurde, beobachtet hat, so wird 
das Verhältniß der Zahlen, durch welche diese Farben in der New- 
ton'schen Tabelle ausgedrückt werden, gleich dem seyn mästen, wel 
ches die algebraische Formel ^ e stH ‘ auf die beiden beobach 
teten Einfallswinkel angewandt, giebt. Durch diese Bedingung der 
Gleichheit wird sich somit der unbekannte Winkel bestimmen lassen, 
den jede der Axen mit der Normale bildet; und durch Verdoppelung 
desselben wird man ihre wechselseitige Neigung erhalten. Unter 
nimmt man die nämliche Rechnung nun auch noch für zwei andre 
beobachtete Farben, so wird man einen neuen Werth dieses Elements 
erhalten, der mit dem ersten in Uebereinstimmung seyn muß, wenig 
stens innerhalb der Gränzen der Irrung, welche die Beobachtung 
mit sich bringt. Wenn diese Uebereinstimmung Statt hat, so wird 
man daraus schließen, daß die, für die Axe angenommene, Lage die 
wahre ist; und wiederholt man die nämliche Berechnung für noch 
einige andere Farben, so wird man einen mittleren Werth für die 
Steigung der Axen von großer Genauigkeit erhalten. Will man 
z. B. diese Methode auf einige der Farben-Beobachtungen anwen 
den, die ich in meinem größeren Werke angeführt habe, und dort
	        
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