Full text: Lehrbuch der Experimental-Physik oder Erfahrungs-Naturlehre (Fünfter Band)

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dünner Blättchen. 
Man sieht somit, wie der Unterschied der Durchmesser der aufein 
anderfolgenden Ringe vom Mittelfleck aus immer mehr abnimmt, 
in Uebereinstimmung mit der Beobachtung. 
Wir haben bisher nur von dem Gesetz gesprochen, nach wel 
chem sich die Durchmesser der successiven Ringe andern; zur Voll 
ständigkeit der Ergebnisse ist noch zu wissen nöthig, welche absolute 
Größe jeder derselben hat. Durch außerordentlich sorgsame Messung, 
angestellt auf den, zu den vorigen Versuchen gebrauchten, Gläsern 
fand Newton, daß sie für den hellsten Theil des sechsten Ringes 
gleich T s (T S Tr engl. Zoll war. Einige Zeit nachher aber, besorgend, 
er möchte den Durchmesser des convexen Glases nicht mit hinläng 
licher Genauigkeit für einen so feinen Versuch bestimmt haben, stellte 
er die Beobachtung von Neuem an einem andern, doppelt convexen 
Objectivglase an, dessen beide Flächen nach der nämlichen Kugel 
gearbeitet waren. Die mittlere Brennweite dieses Glases betrug 
83, 4 Zoll und sein Brechungsverhältniß -ff, woraus sich nach der, 
auf S. 277. Th. IV. angegebenen, Formel ergiebt, daß jede seiner 
beiden Oberflächen zum Durchmesser (der Krümmung) 181,964 Zoll 
oder in runden Zahlen 182 Zoll hatte. Newton legte dieses con 
vexe Glas auf ein andres ebenes, so daß der schwarze Fleck in der 
Mitte der Farbenringe erschien, ohne Mitwirkung eines andern Drucks, 
als den das Gewicht des Glases selbst mit sich brachte. Als er 
nun darauf den Durchmesser des fünften dunkeln Ringes mit der 
möglichsten Genauigkeit maß, fand er ihn genau dem fünften Theile 
eines Zolls gleich. Er nahm dies Maß mit einem Zirkel aus der 
obern Fläche des Convexglases, indem er das Auge ungefähr acht 
bis neun Zoll darüber erhoben hielt und zwar fast senkrecht über 
der Mitte des Glases, welches ein Sechstheil Zoll in der Dicke hielt. 
Bei dieser Anordnung mußte der wahre Durchmesser des Ringes, 
wie er eigentlich auf der zweiten Oberftäche des Glases Statt fand, 
etwas verkleinert erscheinen, und es ergiebt sich durch Berechnung, 
daß, um den wahren Durchmesser zu erhalten, man den scheinbaren 
um seinen 79sten Theil vermehren, oder, was aus dasselbe hinaus 
kommt, ihn mit yf multipliciren müsse. Da er nun gleich f Zoll 
gefunden worden war, so bringt ihn dieser Zuwachs auf 4 . y" oder 
ff Zoll, wonach der wahre Halbmesser gleich der Halste dieser Größe, 
d. i. fV Zoll war. 
Wenn nun ein convexes Glas auf ein ebenes gelegt wird, so 
ist die Dicke der Luftschicht oder der Abstand der Gläser in?. Peri 
meter (Umkreis) irgend eines Ringes gleich dem Quadrate des hal 
ben Durchmessers des Ringes, dividirt durch den Durchmesser der 
Kugel, nach welcher das Glas gearbeitet worden ist. Dies ergiebt 
sich durch mathematische Herleitung. Wenden wir diese Regel auf 
unsern Fall an, so ist, da der halbe Durchmesser des fünften dun 
keln Ringes ff Zoll beträgt, sein Quadrat yffy, welches, durch
	        
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