Von der Polarisation durch Drehung. 211
Drehungsbogen (der Polarisationsaxe) der verschie
denen einfachen St raten (beim Durchgänge) durch eine,
senkrecht auf die A x e zugeschnittene, Platte Berg- -
k r y st a l l von e i n c m Millimeter Dicke.
Benennung Drehn »gsbogcn
bcS in
einfache» Srrals. Srragesiinaigradcu.
Aeußcrstcs Roth . . . 17°, 4964
Gränze des Roth und des Orange 20, 4798
— des Orange und Gelb . . 22, 3138
— des Gelb und Grän ........ 25, 6752
— des Grün und Blau 30, 0460
— des Blau und Indigo ........ 34, 5717
-— des Indigo und Violet 37, 6828
— des äußersten Violet 44, 0827
Nach diesen Werthen und dem angegebenen Gesetze der Propor
tionalität läßt sich der Drehungsbogen jedes einfachen Strals für eine
Platte von beliebiger Dicke berechnen. Gehen nun alle Stralen zu
gleich durch die Platte in dem Verhältnisse der Intensität, in welchem
sie das weiße Licht zusammensetzen, hindurch, so wird jeder derselben
seine Polarisationsrichtung um die Winkelgröße ändern, welche seine
Beschaffenheit mit sich bringt. Laßt man sie also dann gleichzeitig
durch ein achromatisirtes rhomboidales Prisma brechen, so wird die
ses jeden derselben in zwei Bündel, ein gewöhnliches und ein unge
wöhnliches, spalten, deren Intensitäten respectiv proportional sind
dem Quadrat des Cosinus und dem Quadrat des Sinus des Win
kels, den der Hauptschnitt des Prismas gerade mit der neuen, vom
Strale erlangten, Polarisationsrichtung bildet. Die Summe aller
partiellen, einer und der nämlichen Brechung angehörigen, Bündel
wird das, gewöhnliche oder ungewöhnliche, Bild darstellen, welches
die Platte in der angegebenen Lage des Prismas geben muß. Die
Färbung dieser Bilder wird sich somit nach dem, auf S. 397 Th. IV.
erörterten, Gesetze der Zusammensetzung der Farben berechnen, und
mit der beobachteten vergleichen lassen. Dies habe ich hinsichtlich
einer sehr großen Menge Platten gethan, deren Farben in verschie
denen Azimuts ich selbst lange zuvor beobachtet und zur öffentlichen
Kenntniß gebracht hatte, ehe ich mit dieser Analyse der Erscheinung
im Reinen war; und die Angaben der Berechnung haben bis in die
geringfügigsten Umstände sich mit den beobachteten Farben in Ueber-
einstimmung gezeigt.
Die Gesetze gelten gleichermaßen für die beiden entgegengesetz
ten Richtungen der Drehung, welche die Krystalle zuwege bringen.
Die Verhältnisse der Ablenkungen der verschiedenen einfachen Stralen,
so wie ihre absoluten Werthe sind sich dabei gleich, bei gleicher Dicke
der Platten; der Unterschied betrifft blos die Richtung, nach welcher
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