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Von der Polarisation durch Drehung.
Flüssigkeit immer in ihren Wirkungen mit sich selbst überein und
bewirkt die Drehung stets nach der nämlichen Richtung; allein die
Entgegensetzung der Wirkung, welche beim Bergkryftalle zwischen ver
schiedenen Krystallen Statt findet, findet sich hier zwischen Flüssig
keiten von verschiedener Beschaffenheit wieder. So lenkt das Ter
pentinöl die Polarisationsebenen von Rechts nach Links in Bezug zu
dem Beobachter, dessen Auge die Stralen empfangt, ab; das äthe
rische Zitronenöl dagegen von Links nach Rechts, und die nämliche
Entgegensetzung findet in einer großen Menge anderer Substanzen
Statt. Gewiß eine sehr merkwürdige Erscheinung, einen Lichtstral,
der ursprünglich mit symmetrischen Eigenschaften rechts und links von
- seiner Zurückwerfungsebene begabt ist, diese Symmetrie in einer
homogenen Flüssigkeit verlieren zu sehen, in welche er unter senk
rechter Jncidenz eindringt. Die Veränderung, welche solchergestalt
immer nach einer und der nämlichen Richtung durch eine und die
selbe Flüssigkeit, nach verschiedenen aber durch verschiedene Flüssig
keiten bewirkt wird, scheint mir aufs Stärkste für die Materialität
j des Lichts zu sprechen. Denn leicht läßt sich eine solche Wirkung als
an Lichttheilchen vorgehend denken, die an ihren verschiedenen Flä
chen mit verschiedenen Eigenschaften begabt seyn können; dagegen
man sich nur sehr schwierig so verwickelte Modificationen vorstellen
könnte, als derselbe Erfolg bei den Undulationen erfodern müßte.
Versuchen wir jetzt, uns von den Gesetzen dieser Erscheinungen
zur Kenntniß der Kräfte, von denen dieselben abhängen, zu erheben,
so treffen wir auf mehrere besondere Umstände, die mit ausnehmen
der Wahrscheinlichkeit dahin zu deuten scheinen, daß sie aus einem,
den Theilchen gewisser Körper selbst inhärirenden, Vermögen beruhen.
Denn zuvörderst, wenn man sie in festen Körpern beobachtet, so kann
man sie nur dann darin wahrnehmen, wenn man die Stralen nach
Richtungen hindurchgehen läßt, für welche die, vom Aggregatzustande
abhängenden, Kräfte null oder nur sehr schwach sind. Wir finden
sie auch in Flüssigkeiten wieder, deren Theilchen frei und unabhängig
von einander find, und sie haben ihren Bestand darin ohne Stö
rung, auch wenn man die Ordnung und Anlagerung der Theilchen
durch Bewegung der Flüssigkeit ändert. Endlich ist in diesem letz
teren, wie in allen andern Fällen die, den Lichtstralen eingepflanzte,
Drehung der Dicke der Substanz, mithin der Zahl ihrer Theilchen
proportional. Alles dies scheint aufs Einleuchtendste ein Vermögen
anzudeuten, welches von den einzelnen Theilchen selbst unmittelbar
abhängt. Und wirklich geben alle Versuche, die man von dieser
Ansicht ausgehend anstellen kann, auf's Vollkommenste ihre Bestä
tigung. Aendert man beliebig die natürlichen Abstände der Theilchen
des Terpentinöls oder irgend einer andern Substanz, welche mit dem
Vermögen, die Drehung hervorzubringen, begabt ist, wie sich durch
Vermischung derselben mit andern, von diesem Vermögen entblöß
ten, Flüssigkeiten bewerkstelligen laßt, so bleibt die der Polarisation