Full text: Lehrbuch der Experimental-Physik oder Erfahrungs-Naturlehre (Fünfter Band)

218 Wirkungen der unvollkommenen Krystallisation. 
Glase wieder möglich, und man erblickt darauf wieder, entweder 
eine einzige gleichförmige Farbe, wenn die zwischeneingebrachte Platte 
in ihrer ganzen Ausdehnung von gleicher Wirkung ist, oder mehrere 
verschiedene Farben, wenn sie an verschiedenen Stellen verschiedener 
Wirkung ist, unter Voraussetzung, daß sie allenthalben eine gleiche 
Dicke hat. Nimmt >nan zu diesem Versuche Glasplatten mit paral 
lelen Flachen, welche auf die beschriebene Weise zubereitet sind, so 
erblickt man auf dem zweiten Spiegelglase farbige Bilder, deren 
Farben, verschieden an den verschiedenen Stellen jeder Platte, fast 
immer regelmäßige Anordnungen zeigen, welche in Abhängigkeit von 
der Gestalt der Platte, so wie der schnelleren oder langsameren Art 
ihres Erkaltens stehen. Eine quadratische Platte erzeugt in ihren 
vier Winkeln vier Pfauenaugen ähnliche Flecken, welche durch ein 
großes schwarzes Kreuz geschieden sind, Fig. 23, Tafel XIX. Eine 
längliche rechteckige Platte bringt auch vier ähnliche Augen in ihren 
vier Winkeln hervor, Fig. 24; bietet aber außerdem noch farbige 
Streifen dar, deren jeder von gleichförmiger Farbe ist, und die sich 
in ihrer ganzen Länge parallel mit ihren größeren Seiten erstrecken. 
Ist die Platte rund, so erblickt man darin kreisförmige, mit ihren 
Rändern concentrische, Ringe, die durch ein großes schwarzes Kreuz 
in vier Quadranten geschieden sind, gleich denen, die wir Taf. XVIII 
Fig. 15, in den senkrecht auf die Axe geschnittenen, Platten von Islän 
dischem Spath beobachteten; mit dem Unterschiede jedoch, daß die Ringe 
im Spa^h ihre Stelle zugleich mit dem Auge ändern, und immer auf 
dieselbe Weise erscheinen, durch welchen Punct der Platte auch der 
Durchgang der Lichtstralen Statt haben mag; dagegen in den run 
den Glasplatten der Punct, wo jeder Ring erscheint, beständig ist, 
und bei allen Lagen des Auges der nämliche bleibt; welches anzeigt, 
daß sich die Platten nicht in einem gleichförmigen Zustande, wie 
der eines gleichförmig - krystalüsirten Körpers ist, befindet. Endlich, 
was sehr bemerkenswerth ist, die Bilder, welche jede Platte hervor 
bringt, ändern sich, wenn sie anders zugeschnitten wird; denn nimmt 
man -. B. eine Ecke der Quadratplatte, z« B. ABD, Fig. 23, 
weg, so sieht man erst die ganze Figur sich verunstalten, und ganz 
dünne Ringe sich längs der Krümmung, wclche den weggenomme 
nen Theil begränzt, hinziehen, wie Fig. 25 darstellt. Nimmt man 
die nämliche Operation an allen vier Ecken vor, und rundes den 
Umkreis der Platte ab, indem man sie mit ihren Rändern auf 
einer, mit Schmirgel bedeckten, Metallplatte abreibt, so kommt 
mit mehrerer oder minderer Regelmäßigkeit die Fig. 15 zum Vor 
schein, welche einer runden Platte angehört; und giebt man ihr 
durch Zuschneiden ihre rechteckige Gestalt wieder, so zeigen sich die, 
einer solchen angehörigen, Erscheinungen von Neuem darauf. 
Dies sind die hauptsächlichsten Erscheinungen, welche von See- 
beck entdeckt wurden. Bei nachheriger Untersuchung derselben fand 
Brewster, daß die Farben mit denen der Newton'schen Ringe
	        
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